taz.de -- Berliner Wochenkommentar II: Gute Idee, aber kleingehalten

Der Nahverkehrsplan 2019-23 steckt voller innovativer Ideen – wie der Renaissance des Oberleitungsbusses. Nur die Verkehrsverwaltung schweigt.
Bild: Die Brandenburger kriegen es ja auch hin: der Eberswalder „Strippenbus“ in Aktion

Warum der Entwurf des Berliner Nahverkehrsplans 2019–23 vor Kurzem sang- und klanglos ins Netz gestellt wurde? Unklar. Denn das 340-Seiten-Dokument, das nach Absegnung durch Senat und Parlament die, nun ja, Weichen für den öffentlichen Nahverkehr der kommenden Jahre und Jahrzehnte stellen wird, enthält jede Menge interessante Ideen und Vorschläge, die zu diskutieren es lohnt.

Vielleicht will die Verkehrsverwaltung erst einmal abwarten, wie das alles in der Öffentlichkeit so ankommt, und erst dann einen Schritt vortreten. Aber es wirkt, als misstraue Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos für die Grünen) ihrem eigenen Haus und dem beauftragten externen Sachverstand.

Der Plan beziehungsweise sein Entwurf setzen um, was das Mobilitätsgesetz und die Klimaziele von Rot-Rot-Grün fordern. Etwa die baldige Umsetzung der kompletten Barrierefreiheit im ÖPNV und die Dekarbonisierung der gesamten Busflotte bis 2030, sprich: Abschied vom Diesel, Umstellung auf Elektroantrieb. Gerade Letzteres soll laut dem Plan auf Basis einer Technologie geschehen, von der bislang in Berlin noch kaum die Rede war: Der Umstellung auf E-Busse, die aber nicht mit riesigen Batterien vollgestopft sind – vielmehr soll der O-Bus ganz groß wiederkommen.

Im Gegensatz zu batteriebetriebenen Bussen – 30 Stück hat die BVG schon mal geordert –, beziehen Oberleitungsbusse den meisten Strom während der Fahrt aus dem Netz, so wie eine Straßenbahn. Die kleine Batterie, die sie haben, lädt sich nebenbei auf und übernimmt den Antrieb dort, wo Kabel und Masten stören würden: an Kreuzungen oder in engen Straßenabschnitten. Der O-Bus ist deshalb nicht so unflexibel wie die Tram, aber viel energieeffizienter als Busse mit schweren und platzraubenden Batteriemonstern – von denen man im Übrigen deutlich mehr vorhalten muss, weil sie während ihrer Ladezyklen nicht unterwegs sein können.

Dass eine Umstellung auf diese sogenannte Streckenladung „ambitioniert“ ist – vor allem wegen der straßenseitigen Infrastruktur –, schreiben auch die ExpertInnen im Entwurf des Nahverkehrsplans. Wenn die Technologie aber tatsächlich die ressourcenschonendste nichtfossile Alternative darstellt, sollte sich die Verkehrsverwaltung die Umsetzung auf die Fahnen schreiben. Und das auch öffentlich machen. Claudius Prößer

11 Aug 2018

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Claudius Prößer

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