taz.de -- Kommentar zu Heinz Buschkowsky: Wie Trump, nur ohne Twitter

Der Exbürgermeister von Neukölln wettert mal wieder. Die Bundes-SPD nennt er eine „Klugscheißerpartei“, im Berliner Landesverband seien „viele Kranke“ unterwegs.
Bild: Heinz Buschkowsky, hier nicht bei RTL

Es fällt schwer, die neuerlichen Einlassungen von Heinz Buschkowsky zu kommentieren. Über die SPD sagt er, sie sei eine „Klugscheißerpartei“, der das „Volk abhandengekommen“ sei. Die Berliner SPD nennt er den „unterirdischsten Landesverband der deutschen Sozialdemokratie“. Da seien viele Kranke unterwegs. Und ganz besonders gruselt ihm der Gedanke, die Linke könne in Berlin den Posten des Regierenden übernehmen.

Nun ist es so, dass viele Politiker schon in ihrer aktiven Zeit Politjunkies wurden, die die Bühne mehr brauchen als den Parlamentsausschuss. Noch schlimmer aber wird es, wenn solche Junkies auf Entzug sind. Manch einer schafft es, wie Klaus Wowereit, andere werden von heftigen Rückfällen geplagt.

Vielleicht muss man es einfach mal so sagen: Wenn einer krank ist, ist es Heinz Buschkowsky. Er ist eine Art Neuköllner Provinz-Trump, nur ohne Twitter. Und offenbar nehmen die Symptome seines Narzissmus in Sommerlochzeiten zu. Denn nicht nur der Welt am Sonntag hat Buschkowsky den – erwartbaren – Senf gegeben. Auch bei RTL hat der ehemalige Neuköllner Bezirksbürgermeister seinen Auftritt gehabt – als Überbringer eines Koffers mit Geld für Hartz-IV-Familien. Buschkowsky-Sprüche natürlich inklusive: Kostprobe? „In anderen Ländern krepierst du auf der Straße, wenn du arbeitslos bist.“

Was kommt als Nächstes? Frisst Buschkowsky Ameisen, um Dschungelkönig zu werden? Oder sagt ihm mal jemand, am besten von der AfD, weil er auf die vielleicht noch am meisten hört, dass er eigentlich auf die Couch muss. Wird ihm aber keiner sagen, weil er der nützliche Idiot geworden ist, dessen sich jeder bedienen kann, dem populistischer Schwachsinn gerade in den Kram passt.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Buschkowsky sagt einige Sachen, über die man nachdenken kann. Aber er sagt es so durchsichtig, dass die Absicht stärker wiegt als der Inhalt.

22 Jul 2018

AUTOREN

Uwe Rada

TAGS

Heinz Buschkowsky
SPD Berlin
Michael Müller
Neukölln
Klaus Wowereit
Neukölln
SPD Berlin
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Berlin-Neukölln
SPD

ARTIKEL ZUM THEMA

„Heimatland“ von Güner Balci: Nicht Klartext, sondern Kulturkampf

Neuköllns Integrationbeauftragte Güner Balci warnt in „Heimatland“ vor einer „Islamisierungswelle“ – und stärkt darin unbeabsichtigt rechte Narrative.

15 Jahre „Arm, aber sexy“-Spruch: Und heute? Reich, aber öde!

Klaus Wowereit prägte vor 15 Jahren den Slogan, Berlin sei „arm, aber sexy“. Die Menschen, die dadurch angelockt wurden, veränderten die Stadt.

Berlins jüngster Bürgermeister: „Manchmal fehlt mir etwas Logik“

Bis zu seinem Amstantritt als Bürgermeister Neuköllns unterrichtete Martin Hikel Mathematik. Als Politiker will er greifbar sein.

Der Berliner Wochenkommentar II: Es geht immer noch schlimmer

Die SPD bleibt in Umfragen auf Talfahrt und es sieht nicht so aus, als ob mit den 17 Prozent der Tiefststand erreicht ist. Das erhöht den Druck auf Parteichef Müller.

Videoüberwachung in Berlin: Kamera ab, Streit läuft

Innensenator Andreas Geisel (SPD) kündigt einen Gesetzentwurf für mehr Videoüberwachung an, Linke und Grüne sind sauer.

Bürgermeister-Kandidat in Neukölln: „Missstände benennen ist gut“

Martin Hikel will Neuköllner Bürgermeister werden – ein großer Schritt für den jungen Lehrer und Fraktionschef der Bezirks-SPD.

Franziska Giffeys Karriere in der SPD: Sie ergreift die Chance

Noch Bezirksbürgermeisterin in Neukölln – bald SPD-Familienministerin in der Großen Koalition: Giffeys Aufstieg ist rasant.