taz.de -- Reaktionen auf Aung San Suu Kyis Rede: Birma unter Druck

UN-Generalsekretär António Guterres fordert ein Ende der Gewalt gegen die Rohingya. China und die USA ringen um Einfluss in Birma.
Bild: Hofft auf Besserung in Birma: UN-Generalsekretär António Guterres vor der Vollversammlung

Berlin/Genf taz/rtr/epd/dpa | Auch wenn Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi es vorgezogen hat, nicht zur [1][Vollversammlung der Vereinten Nationen] nach New York zu kommen: Birma steht am Dienstag weit oben bei den Themen der Generaldebatte, zu der Staats- und Regierungschefs aus aller Welt angereist sind.

UN-Generalsekretär António Guterres fordert zum Auftakt erneut ein Ende der Gewalt. „Wir sind alle geschockt von der dramatischen Eskalation der konfessionsgebundenen Spannungen in Rakhine in Myanmar“, so Guterres. „Ein Teufelskreis von Verfolgung, Diskriminierung, Radikalisierung und gewaltsamer Unterdrückung hat dazu geführt, dass mehr als 400.000 Menschen geflohen sind und die Stabilität der Region gefährdet ist.“

Der Generalsekretär erklärt, die Regierung von Myanmar müsse die Militäraktionen gegen die Rohingya beenden und humanitäre Hilfe in die Region lassen. Zudem müsse der ungeklärte Status der Rohingya dringend geregelt werden. [2][Die Rede der birmesischen Außenministerin und Staatsrätin Aung San Suu Kyi] am Dienstag in der Hauptstadt Naypyidaw habe er zur Kenntnis genommen, so Guterres weiter.

Amnesty International kritisiert die Rede derweil als „wenig mehr denn eine Mischung von Unwahrheiten und Anschuldigungen gegen die Opfer“. Die birmesische Politikerin und ihre Regierung steckten den Kopf in den Sand, indem sie die Rolle des Militärs tot schwiegen. Es gebe erdrückende Beweise, dass sich die Sicherheitskräfte ethnischer Säuberungen schuldig machten.

Positive Töne von China

China dagegen, das mit den USA um Einfluss in Myanmar ringt, begrüßt die Rede der Friedensnobelpreisträgerin: Die Ansprache werde eine Verständigung erleichtern, sagte der chinesische Botschafter im Land. Sein russischer Kollege erklärte, es gebe keine Beweise für Vertreibungen.

Der Chef der UN-Untersuchungskommission für die Vorfälle in Rakhine, Marzuki Darusman, wartet unterdessen nach eigenen Worten weiter darauf, ins Land reisen zu dürfen. Die Rede Aung San Suu Kyis wertet er als Zeichen einer gewissen Offenheit. Es gebe aber immer noch kein klares Signal der Regierung, dass diese das UN-Team tatsächlich einlassen werde, sagt er am Dienstag: „Wir hoffen weiter sehr, dass sich das klärt.“

Der birmesische Botschafter bei der UN in Genf, Htin Lynn, äußert sich am selben Tag ablehnend zu der Untersuchungskommission.

19 Sep 2017

LINKS

[1] /UN-Generalversammlung-in-New-York/!5445593
[2] /!5449097

TAGS

Schwerpunkt Myanmar
Aung San Suu Kyi
Rohingya
Rohingya
Bangladesch
Rohingya
Rohingya
Schwerpunkt Myanmar
Online-Petition
Bangladesch

ARTIKEL ZUM THEMA

Untergang von Flüchtlingsboot: Über 50 Rohingya im Meer vermisst

Am Donnerstagabend ist ein Boot mit rund 130 Rohingya an Bord gesunken. Nach Dutzenden wird noch gesucht. Bangladesch kritisiert die UN.

Vertreibung der Rohingya: Staatenlose jenseits der Grenze

Fast die Hälfte der Rohingya aus Birma ist in den vergangenen vier Wochen nach Bangladesch geflohen. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu.

Gewalt gegen Rohingya: Birma verspricht langfristige Lösung

Der birmesische Vizepräsident Henry Van Thio will Hilfe ohne Diskriminierung bereitstellen. Der Zugang zu Hilfsgütern für die Rohingya ist erschwert.

Kommentar Rohingya in Birma: Opfer ihrer Retter

Nichts rechtfertigt die Vertreibung der Rohingya. Doch ihr Leid wird von Radikalen instrumentalisiert, um für die „islamistische Sache“ zu mobilisieren.

Rohingya in Birma: Suu Kyi verurteilt erstmals Gewalt

Die De-facto-Präsidentin hat sich am Dienstag gegen „Menschenrechtsverletzungen“ gewandt. Eine Garantie für die Rückkehr der Geflüchteten sprach sie nicht aus.

Petition der Woche: Der tiefe Sturz einer Ikone

In Birma schweigt Aung San Suu Kyi zu den Verbrechen an den Rohingya weitestgehend. Kritiker wollen ihr den Friedensnobelpreis entziehen.

Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch: Auch wer hilft, braucht Hilfe

Die vielen Rohingya aus Birma werden in ihrem armen Gastland positiv aufgenommen. Aber die lokale Bevölkerung ist langfristig überfordert.