taz.de -- Terroranschlag in Burkina Faso: Massaker im Café Istanbul

Mutmaßlich islamistische Attentäter richten mitten in der Hauptstadt Ouagadougou ein nächtliches Blutbad an. Es ist nicht der erste solche Anschlag.
Bild: Terror in der Nacht: Polizei bereitet die Erstürmung des Anschlagsorts mitten in Ouagadougou vor

Cotonou taz | Es ist ein Déjà-vu, und vielleicht ist deshalb das Entsetzen so groß. Am Sonntagabend haben mutmaßliche Terroristen im Zentrum von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou das Café Aziz Istanbul angegriffen. Sie kamen landesüblich auf Mopeds mit Rucksäcken, wie lokale Medien berichten.

Acht Stunden dauerte ihr Angriff, bei dem mindestens 18 Menschen starben, dazu die beiden Angreifer, und mehrere Dutzend verletzt wurden. Unter den Toten waren ein Franzose und ein Türke.

Der Anschlagsort liegt in unmittelbarer Nähe des Cafés Cappuccino und des Splendid Hotels. Dort starben im Januar 2016 30 Menschen beim ersten großen Terroranschlag des Landes.

Seitdem sind die Sicherheitsmaßnahmen in Ouagadougou zwar erhöht worden: Restaurants und Hotels lassen beispielsweise Taschen kontrollieren und haben Sicherheitstüren und elektronische Schranken eingebaut. Doch so präsent wie etwa in Senegals Hauptstadt Dakar wirken Polizei und Gendarmerie nicht.

Schon viele Angriffe dieses Jahr

Der Anschlag auf das Café in Ouagadougou, wo am Sonntagabend wohl ein Geburtstag gefeiert wurde, richtet die Aufmerksamkeit darauf, dass es seit Anfang des Jahres in Burkina Faso bereits zu zahlreichen Angriffen gekommen ist. Doch diese waren häufig so weit von der Hauptstadt entfernt, dass sie kaum Beachtung fanden.

Ende Juli griffen nach Medienberichten Bewaffnete drei Dörfer in der Nähe der Provinzhauptstadt Djibo an und töteten fünf Menschen. Kurz zuvor war der Ort Doumbala Anschlagsziel. Die mutmaßlichen Täter sollen in Richtung malische Grenze geflüchtet sein.

Die Liste lässt sich fortsetzen und zeigt: Polizei und Militär wirken im äußersten Norden des Landes ziemlich hilflos.

Der Terror ist ein internationales Problem. Burkina Faso gehört zu den fünf Sahel-Staaten, die 2014 den Sicherheitspakt „G5 Sahel“ schlossen und 2015 beschlossen, eine gemeinsame G5-Eingreiftruppe aufzustellen, unter anderem zum Kampf gegen den den Terrorismus. Burkina Fasos Präsident Roch Marc Christian Kabore nannte vor sechs Wochen diese Entscheidung „befriedigend“.

5.000 Soldaten der fünf Länder sollen künftig eingesetzt werden. Wann das jedoch geschieht, steht jedoch noch nicht fest und wohl auch nicht, wie sehr sie im Kampf gegen Terroristen geschult sind und was genau sie machen sollen.

Auch ein hausgemachtes Problem

In Burkina Faso agieren unterschiedliche islamistische Untergrundgruppen. Es gibt regionale Gruppen wie „al-Qaida im Islamischen Maghreb“ (Aqmi) sowie al-Mourabitoun, die für den Angriff im Januar 2016 verantwortlich zeichnete. Mit Ibrahim „Malam“ Dicko, einem radikalen Prediger aus der Provinz Soum im Nordwesten Burkina Fasos, und seiner Bewegung Ansarul Islam hat das Land aber auch eine eigene bewaffnete islamistische Bewegung.

Dicko besetzt strategisch günstig die Grenzregion zum Nachbarland Mali. Grenzsicherungen und Kontrollen gibt es dort allerhöchstens sporadisch. Dicko soll über gute Kontakte zu malischen Terrorgruppen wie die Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (Mujao) verfügen und könnte somit zu einer Schnittstelle geworden sein.

In Djibo bestätigen Bewohner, dass Dicko in der Stadt bekannt ist. Man weiß, wo seine Moschee steht, wo er sich aufgehalten hat. Maßnahmen, ihn vermehrt zu beobachten oder wegen radikaler Aussagen zu verhaften, hat es augenscheinlich nicht gegeben.

Gerüchte in den vergangenen Wochen, dass er ums Leben gekommen ist, bleiben unbestätigt.

14 Aug 2017

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Katrin Gänsler

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