taz.de -- Neuer Raketentest in Nordkorea: Geschoss explodiert schon beim Start

Nordkoreas Diktator King Jong Un lässt eine weitere Rakete zünden – allerdings mit nur mäßigem Erfolg. US- Vizepräsident Mike Pence besucht derweil Südkorea.
Bild: Auf einem Bildschirm in Südkorea: Archivaufnahmen eines Raketenstarts beim nördlichen Nachbarn

Seoul ap | Nordkorea hat mit einem weiteren Raketentest die internationale Gemeinschaft provoziert. Das Geschoss explodierte am Sonntag nach amerikanischen und südkoreanischen Angaben schon beim Start. US-Präsident Donald Trump reagierte ungewöhnlich gelassen; er überließ es Verteidigungsminister John Mattis, sich dazu zu äußern. Trump und sein Militärteam hätten den erfolglosen Raketenstart zur Kenntnis genommen, erklärte Mattis. „Der Präsident hat dazu keinen weiteren Kommentar.“

Kurz darauf traf Vizepräsident Mike Pence zum Auftakt einer zehntägigen Asienreise in Südkorea ein. Der Besuch erfolgt inmitten erheblicher Spannungen wegen des trotzigen Festhaltens Pjöngjangs an seinem Atom- und Raketenprogramm. Vor Trumps erstem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in diesem Monat hatte Nordkorea auch einen Raketentest durchgeführt, der ebenfalls scheiterte. Trump reagierte mit der Entsendung eines Flottenverbandes um den Superflugzeugtäger „USS Carl Vinson“ in die Region, um militärische Stärke zu zeigen.

Am Samstag ließ der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un zum 105. Geburtstag seines Großvaters Kim Il Sung seinerseits militärische Macht demonstrieren. Bei der Militärparade zu Ehren des kommunistischen Staatsgründers ließ er Panzer und Raketen auffahren, darunter der Prototyp einer Interkontinentalrakete.

Seine mutmaßliche Nummer zwei, Choe Ryong Hae, sagte in der offiziellen Ansprache zum Jahrestag, dass das Land einen totalen Krieg mit einem totalen Krieg kontern werde. Trump habe mit der Verlegung der Flugzeugträgergruppe „eine Kriegssituation“ auf der koreanischen Halbinsel geschaffen.

Trump hatte zunächst eine härtere Gangart gegen Pjöngjang angedeutet. „Nordkorea ist ein Problem. Es wird sich um das Problem gekümmert werden“, sagte er vergangene Woche. Mehrmals hatte er erklärt, dass die USA die Dinge in die eigene Hand nähmen, falls Nordkoreas wichtigster Handelspartner China nicht mehr Druck auf Kim ausübe. Am Freitag wurde dann von der US-Regierung ein Papier zu Nordkorea vorgestellt, dass unter dem Motto „Maximaler Druck und Engagement“ steht. Washington setze nun auf politischen Druck mit Pekings Unterstützung.

Unbekannter Raketentyp

Wie der erste scheiterte auch der zweite Raketentest in diesem Monat an der Ostküste Nordkoreas. Was für ein Raketentyp in der Stadt Sinpo abgefeuert wurde, wussten zunächst weder das US-Pazifikkommando noch das Seouler Verteidigungsministerium.

Im vergangenen Jahr hatte Nordkorea eine Langstreckenrakete getestet und zwei Atomtests durchgeführt. Zudem wurde eine Reihe von Kurzstreckengeschossen abgefeuert. Es ist Nordkoreas Ziel, mit einer Langstreckenrakete die USA erreichen zu können.

Experten schätzen, dass Pjöngjang ein kleines Lager an Atomwaffen sowie einen beeindruckenden Vorrat an Kurz- und Mittelstreckenraketen besitzt. Das Land hat bisher noch nicht gezeigt, dass es eine Atomwaffe produzieren kann, die klein genug ist, um sie als Sprengkopf auf eine Rakete zu setzen.

16 Apr 2017

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