taz.de -- Holocaust-Gedenken in den USA: Trump ignoriert jüdische Opfer

In einer Erklärung zur Shoah hat die Regierung die Vernichtung der Juden nicht erwähnt. Kritik daran wehrt sie als „pingelig“ ab.
Bild: Die Überlebenden – Trump will sie nicht wahrnehmen.

Berlin taz | Die Trump-Administration im Weißen Haus hat offenbar dafür gesorgt, dass eine Stellungnahme des US-Außenministerium zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar nicht veröffentlicht wurde. Stattdessen gab das Weiße Haus eine eigene Erklärung ab, in der der Mord an sechs Millionen Juden durch die Nazis mit keinem Wort erwähnt wurde. Es ist dort lediglich allgemein von den „Opfern, Überlebenden und Helden des Holocaust“ die Rede. Weiter verspricht Trump, alles dafür tun zu wollen, dass „die Macht des Bösen nie wieder die Kraft Gottes besiegen“ werde.

Die Washingtoner Nachrichtenwebseite Politico berichtet, diese Erklärung aus dem Weißen Haus, üblicherweise eine Routineangelegenheit, sei von dem Trump-Vertrauten Boris Epshteyn verfasst worden. Ein Sprecher nannte die Kritik an der Erklärung „pingelig“. Man habe all jene berücksichtigt, die gelitten haben, sagte Stabschef Reince Priebus.

Richard Spencer, ein führender Ideologe der neurechten Bewegung, bejubelte die Erklärung aus dem Weißen Haus als „Entjudaisierung“ des Holocaust und einen möglicherweise revolutionären Schritt.

Dagegen kritisierten konservative jüdische Organisationen das Statement als unglücklich. Der Chef des Simon Wiesenthal Center, Rabbi Marvin Hier, sprach von einem „Fehler“. Morton Klein, Präsident der „Zionistischen Organisation“, sagte, die Erklärung Trumps habe bei ihm „Ärger und tiefen Schmerz“ ausgelöst.

Indirekte Kritik übte das Holocaust-Museum in Washington: „Millionen anderer unschuldiger Menschen wurden verfolgt und ermordet, aber die Vernichtung der Juden war der zentrale Punkt der Nazi-Ideologie“, stellte die weltweit anerkannte Institution klar.

3 Feb 2017

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Klaus Hillenbrand

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