taz.de -- Grüne sehen Kommunen in der Pflicht: Freier Sex für Pflegebedürftige

Sexualassistenten bieten Dienste für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung an. Auch hier müssten Kommunen dafür Zuschüsse gewähren, so die Grünen.
Bild: Sexualassistenten bieten nicht nur Sex, sondern vor allem auch Zärtlichkeit für Pflegebedürftige oder Menschen mit Behinderung

Berlin dpa | Pflegebedürftige und Behinderte sollen nach den Vorstellungen einer Grünen-Abgeordneten in Zukunft [1][Sex mit Prostituierten] bezahlt bekommen. „Eine Finanzierung für Sexualassistenz ist für mich vorstellbar“, sagte die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, Elisabeth Scharfenberg, der Welt am Sonntag. Die Kommunen könnten „über entsprechende Angebote vor Ort beraten und Zuschüsse gewähren“.

Vorbild wären die Niederlande: Dort gebe es bereits seit einigen Jahren die Möglichkeit, sich als Pflegebedürftiger die Dienste sogenannter [2][Sexualassistentinnen] – zertifizierter Prostituierter – bezahlen zu lassen.

Die Voraussetzungen hierfür seien jedoch streng: Die auf staatliche Unterstützung angewiesenen Betroffenen müssten per ärztlichem Attest nachweisen, sich nicht auf andere Weise befriedigen zu können.

In Deutschland wirbt die Beratungsstelle Pro Familia seit Jahren dafür, zu klären, ob sich Ansprüche einzelner auf Finanzierung der Sexualassistenz durch die Krankenkassen, die Sozialhilfe- oder andere staatliche Leistungsträger ableiten lassen. Nach Einschätzung von Experten wünschen sich viele Männer und Frauen mit Behinderungen sexuelle Dienstleistungen.

8 Jan 2017

LINKS

[1] /Behinderten-Sexualassistentin-de-Vries/!5151535
[2] /Sexualbegleiterinnen-fuer-Behinderte/!5155765

TAGS

Gender
Sex
Bündnis 90/Die Grünen
Menschen mit Behinderung
Leben mit Behinderung
Pflege
Schwerpunkt #metoo
Behinderung
Prostitution

ARTIKEL ZUM THEMA

Pflegebedürftige mit Sozialhilfe: Anstieg um 22 Prozent in 10 Jahren

440.000 Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig und auf Sozialhilfe angewiesen. 2006 war es noch knapp ein Fünftel weniger.

Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen: „Griff an die Genitalien“

Frauen mit Behinderung werden häufiger Opfer von sexueller Gewalt. Der Frauennotruf Hannover versucht das mit einem Präventionsprojekt zu verhindern.

Staatlich finanzierte Sexualassistenz: Inklusion mal anders

Sollen Krankenkassen für den Sex pflegebedürftiger Menschen zahlen? Eine Debatte über Sexualassistenz ist nötig.

Schwedens Prostitutionsbeauftragter: „Es gibt keine gute Prostitution“

Gehört Sexarbeit „entkriminalisiert“, wie Amnesty International fordert? Oder sollte sie nach Schwedens Modell verboten werden? Das fordert Patrik Cederlöf.

Behinderten-Sexualassistentin de Vries: "Die sind ja eigentlich so wie ich"

Es ist etwas ganz Natürliches - und ein Tabu: Auch behinderte Menschen haben Lust. Die Sexualassistentin Nina de Vries spricht über ihre Arbeit mit Behinderten.

Sexualbegleiterinnen für Behinderte: Sex gehört bei allen dazu

Für behinderte Menschen ist es oft schwierig, ihre Sexualität auszuleben. Eine Möglichkeit sind SexualbegleiterInnen, die eigens dafür ausgebildet werden.