taz.de -- Aleppo unter Regierungskontrolle: Evakuierung abgeschlossen

Ost-Aleppo ist evakuiert: Zivilisten und Rebellen sind raus aus den leidgeplagten Gebieten. Doch der Bürgerkrieg ist damit noch nicht zu Ende.
Bild: Alle Zivilisten sollen das Rebellengebiete verlassen haben

Aleppo dpa | Die letzten Zivilisten und Kämpfer haben die verbliebenen Rebellengebiete der lange umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo verlassen. Das berichteten mehrere regierungstreue Medien und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstagabend. Aus syrischen Armeekreisen hieß es, das Militär werde in den nächsten Stunden den Vormarsch in die zuletzt noch von oppositionellen Milizen kontrollierten Viertel bekanntgeben. In der Live-Übertragung des regierungstreuen Kanals Al-Mayadeen waren Freudenschüsse zu hören.

Wenn die regimetreuen Truppen in die bisherigen Rebellengebiete vorgerückt sind, ist Aleppo das erste Mal seit 2012 wieder vollständig unter Kontrolle der Regierung und ihrer Verbündeten. Aleppo gehörte im fast sechs Jahre dauernden Bürgerkrieg zu den am stärksten umkämpften Gebieten.

Nach Angaben der Vereinten Nationen haben seit dem Beginn der Evakuierung Ost-Aleppos vor einer Woche mindestens 35 000 Menschen Ost-Aleppo verlassen. Die gewöhnlich gut informierte Beobachtungsstelle berichtet dagegen von maximal 27 000 Menschen, darunter 7000 Kämpfer der Rebellen. Sie wurden in Gebiete unter Kontrolle von Rebellen südwestlich von Aleppo gebracht.

Mit dem Ende der Kämpfe in Aleppo ist der Bürgerkrieg in Syrien nicht zu Ende. Das Land ist weiter in Herrschaftsgebiete der Regierung, der Kurden, diverser Rebellen und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterteilt. Türkische Truppen und verbündete Milizen rücken in blutigen Kämpfen gegen den IS und gegen die Kurden vor. Ein US-geführtes Bündnis fliegt Angriffe gegen die Extremisten.

In den vergangenen Wochen hatten die syrische Armee und ihre Verbündeten den allergrößten Teil der von oppositionellen Milizen beherrschten Viertel Aleppos eingenommen. Regierung und Regimegegner einigten sich daraufhin auf den Abzug der Kämpfer und Zivilisten aus den letzten Rebellengebieten – die Evakuierung wurde wegen Unstimmigkeiten jedoch mehrfach ausgesetzt.

Ihren Sieg über die Rebellen in Aleppo hatten die syrischen Truppen mit Hilfe der russischen Luftwaffe und mit vom Iran ausgerüsteten schiitischen Milizen erkämpft.

22 Dec 2016

TAGS

Schwerpunkt Syrien
Aleppo
Flüchtlinge
Schwerpunkt Syrien
Idlib
Schwerpunkt Syrien
Russland
Schwerpunkt Syrien
Putschversuch Türkei

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar zum Marsch nach Aleppo: Besser geht immer

Ja, es ist naiv. Und nein, Menschenleben werden sie nicht retten. Nicht eines. Trotzdem ist der Friedensmarsch nach Aleppo eine gute Idee.

Friedensmarsch von Berlin nach Aleppo: „Civil March“ für den Frieden

Gut 400 Menschen machten sich am Montagmorgen auf Richtung Syrien. Ob sie ankommen, ist fraglich – aber darum geht es auch nicht.

Krieg in Syrien: Die Luftwaffenangriffe gehen weiter

Nach der Evakuierung der Rebellengebiete von Aleppo bombardieren Russland und Syrien jetzt Ziele in der Provinz.

Gräueltaten im Syrienkrieg: UN wollen Kriegsverbrecher verfolgen

Werden die Kriegsverbrechen in Syrien je geahndet? Die UN haben nun beschlossen, sie besser zu dokumentieren und strafrechtlich zu verfolgen.

Kampf um Aleppo: Schnee bremst Evakuierungen

Nach langen Verzögerungen meldet die Regierung die Abfahrt von Bussen aus Aleppo. Russland, Iran und die Türkei sehen sich als Garantiemächte.

Syrische Opposition appeliert an UN: „Mehr Gräuel, mehr Extremismus“

Die UN entsendet Beobachter in die von der syrischen Regierung zurückeroberte Stadt. Syrische Oppositionelle haben vor allem einen Auftrag an sie.

Debatte Verhältnis Türkei-Russland: Die neue Syrien-Allianz

Putin setzt auf Erdoğan in der Syrienpolitik – obwohl ein regimetreuer Polizist seinen Botschafter in Ankara ermordete. Warum?