taz.de -- AKWs in Brunsbüttel und Krümmel: Erneute Pannen

Ein rostiges Abwasserrohr in Brunsbüttel, eine defekte Löschwasseranlage in Krümmel: Die stillgelegten AKWs mussten der Atomaufsicht wieder Pannen melden.
Bild: Außen schick, drinnen Panne: das Atomkraftwerk Krümmel

Brunsbüttel/Krümmel dpa | Erneut ist es zu Pannen in den seit Jahren abgeschalteten schleswig-holsteinischen Kernkraftwerken Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) und Krümmel (Kreis Herzogtum Lauenburg) gekommen. In Krümmel habe eine Sprühwasserlöschanlage nicht richtig funktioniert und in Brunsbüttel sei eine kürzlich erst reparierte Rohrleitung verrostet, teilte das für die Atomaufsicht zuständige Energieministerium am Mittwoch in Kiel mit.

Es habe sich um „meldepflichtige Ereignisse“ gehandelt. Sachverständige wurden zur Prüfung und Bewertung hinzugezogen. Brunsbüttel ist seit 2007 abgeschaltet, Krümmel dauerhaft seit 2009. Beide Atomkraftwerke befinden sich im Nachbetrieb. Die Stilllegungen werden vorbereitet.

In Brunsbüttel gab es nach einer Leckage im November an der selben Abwasserleitung einen Korrosionsschaden. Bei einer Druckprobe der reparierten Leitung durch den Betreiber Vattenfall sei an einer anderen Stelle die Durchrostung aufgefallen. Die Atomaufsicht beanstandete außerdem, bei den Durchrostungen, die zuletzt an Nebenkühlwasserleitungen aufgetreten waren, handele es sich um „systematische Korrosionsschäden“.

Die Atomaufsicht forderte Vattenfall auf, ein Reparatur- oder Austauschkonzept vorzulegen. Es solle über die Schadensbehebung im Einzelfall hinausgehen, „damit nicht laufend weitere Durchrostungen auftreten“. Aufgrund der langen Standzeit kommt es laut Atomaufsicht verstärkt zu Rostschäden. Soweit die betroffenen Rohrleitungen auch noch nach der Stilllegung verwendet werden müssen, drängt die Behörde auf einen zügigen Austausch.

In Krümmel funktionierte bei einer Überprüfung ein Fernschaltventil einer Sprühwasserlöschanlage im Schaltanlagengebäude nicht. Das Auslöseventil habe weder über die Kernkraftwerkswarte noch vor Ort geöffnet werden können. „Im Falle eines Brandes wäre damit ein Bereich des Kabelkellers im Schaltanlagengebäude nicht von der Sprühwasserlöschanlage abgedeckt gewesen“, hieß es. Vattenfall als Betreiber habe zur Sicherstellung eines ausreichenden Brandschutzes unverzüglich Feuerlöschschläuche am örtlichen Hydranten angeschlossen und damit betriebsbereit gestellt. Das defekte Ventil sei instandgesetzt worden.

Im August 2016 war es zu einem ähnlichen Versagen einer Sprühwasserlöschanlage in Brunsbüttel gekommen. Dort sei das defekte Ventil gegen eine Betriebsreserve getauscht und so die Löschanlage wieder verfügbar gemacht worden, erklärte die Atomaufsicht.

22 Dec 2016

TAGS

Schwerpunkt Atomkraft
Atomkraftwerk
Atomkraftwerk Brunsbüttel
fossile Energien
Atomausstieg
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft

ARTIKEL ZUM THEMA

Rechtsgutachten von Umweltverbänden: „Störfallbetrieb“ neben AKW

Gutachter halten ein geplantes Gas-Terminal in Brunsbüttel für nicht genehmigungsfähig. Das Wirtschaftsministerium in Kiel widerspricht.

Wegen Atomausstieg: Vattenfall will noch mehr Geld

Der schwedische Energiekonzern hält seine Klage vor einem Schiedsgericht auch nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aufrecht.

Bitte um AKW-Abschaltung in Belgien: Störfall zwischen Nachbarn

Umweltministerin Hendricks fordert, die Pannenmeiler Tihange und Doel vom Netz zu nehmen. Brüssel lehnt die Forderung ab.

Alternde AKWs in Europa: Weniger Atomstrom, mehr Pannen

In Europa sinkt die Produktion von Reaktoren auf den niedrigsten Stand seit 1994. Das Alter der AKWs führt zu immer mehr Pannen, das Risiko steigt.