taz.de -- Die Deutschen und der 9. November: Viel zu viel passiert
Ausrufung der Republik, Reichspogromnacht, Mauerfall: Ein Viertel der Deutschen weiß nicht, was am 9. November 1989 geschah.
Der 9. November gilt als deutscher Schicksalstag. Im Jahr 1848 zerschmetterten die reaktionären Kräfte im Deutschen Bund die Märzrevolution – die Arbeiterrechte blieben vorerst aus. 1918 schlug die letzte Stunde der Kaiserzeit: Ausrufung der ersten deutschen Republik. 1923 scheiterte Hitler in München mit einem Putschversuch.
1938 – der schwärzeste 9. November – brannten jüdische Geschäfte und Synagogen. In der „Reichspogromnacht“ zeigte sich erstmals der ganze Judenhass im Dritten Reich. Und 1989 dann fiel die Berliner Mauer – und ebnete damit den Weg für die Wiedervereinigung.
Kein Wunder, wenn man bei so vielen historischen Ereignissen durcheinanderkommt. So geschehen bei einer Umfrage, die die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Auftrag gegeben hat. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur 71 Prozent der Deutschen kommen beim 9. November 1989 auf den Mauerfall.
Dabei waren die anderen 11/9s noch nicht mal angegeben. Wer blank erwischt wurde, vermutete die ersten freien Wahlen in der DDR oder den DDR-Beitritt zur Bundesrepublik.
Die Stiftung aber lobte die erfolgreiche Bildungsarbeit zur jüngsten deutschen Geschichte in den vergangenen 27 Jahren. Dabei steigt die Unwissenheit der Jüngeren sogar noch. Nicht mal jede dritte Schülerin oder Schüler wusste, was am 9. November 1989 geschehen ist.
Vielleicht liegt es daran, dass viele Schulen im Geschichtsunterricht beim Dritten Reich stehen bleiben. Das könnte eine Frage zur Reichspogromnacht belegen.
6 Nov 2016
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