taz.de -- Die Wahrheit: Käsiges Massaker

Bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse kam es zu mehr als einem geharnischten Massenandrang beim Wahrheitklubtreffen.
Bild: Der Preis ist heiß: Die Wahrheitklub-Größen Ralf Sotscheck, Harriet Wolff und Michael Ringel (v.l.) flankieren mit ©Tom (r.) die Jieper Preisträger 2016 – Rainer Moritz und Tom Grote vom Bremer Nordwestradio

Die folgende Mitteilung des Wahrheitklub-Vorstands darf nur von Vollmitgliedern gelesen werden. Nichtmitgliedern ist es streng untersagt, den Textinhalt zur Kenntnis zu nehmen.

Samstag, 22. Oktober 2016, 14.02 Uhr. Die Messehallen in Frankfurt befanden sich am Rande ihrer geistigen Kapazitäten, nur am taz-Stand war noch Luft nach oben. Berge von Käselocken, Blumenzwiebeln und Plastikgouda im Rund warteten ungeduldig auf die eintrudelnden Wahrheit-Jünger. Und dann war es so weit – Michael Ringel, der Exekutivvorstand des legendären Wahrheitklubs, eröffnete, unterstützt vom Vorstandsvorsitzenden ©Tom, dem Exekutivorgan Harriet Wolff und dem Wahrheit-Iren Ralf Sotscheck, die 346.423. öffentliche Vorstandssitzung des Klubs.

Einer von drei Programmpunkten: die erneute Verleihung des Jieper-Preises, dem weltweit wichtigsten Unterbringwettbewerb eines ganzen Satzes. Der hatte zu Ehren der Buchmessengastregion Flandern und Niederlande diesmal gelautet: „Fällt Frau Antje in die Gracht, treibt ein Käse durch die Nacht.“ Bedeutende Medien wie etwa der Weschnitz-Blitz und die Deutsche Apotheker Zeitung hatten sich um die Auszeichnung beworben.

Doch der anständigen Reihe nach – denn kein Wahrheitklub-Treffen kam je in Gang ohne lauwarmen tazsecco für alle und ohne die Anwesenheit des Riesen-LAMINATORS. Er musste dieses Mal unbenutzt auf dem Messe-Altar der Wahrheit vor sich hin schnurren.

Infernalisches Getöse

Dafür triezte man die Zuschauer während der Preisverleihung. Da die Verlegergenies Monsenstein&Vannerdat bedauerlicherweise nicht mehr als couragierte „Buh!“-Zwischenrufer antraten, wurde die Masse dazu verdonnert, irr wie Blutwurst alles auszubuhen, was die schale Tagesordnung hergab. So kam es, dass die Gewinner des Jieper-Preises 2016, Tom Grote und Rainer Moritz vom Nordwestradio von Radio Bremen, unter infernalischem Getöse prämiert wurden. Für Unterbringung und Fortschreibung des Antje-Satzes in einem Gespräch über den Nobelpreisler Dylan erhielten die zwei eine sündteure Flasche „Gran Duque d’Alba“, intern auch „die große Ente“ genannt.

Keine Messe ohne ©Tom-Spiel: Birgit aus Wuppertal, Reinhard aus Stutensee, Rattelschneck aus Berlin und Daniel aus Köln bewarfen sich gegenseitig mit Käselocken, Blumenzwiebeln und Plastikgouda im Rund. Wer beim Gegenüber die meisten Objekte treffsicher in einer Plastiktrockenhaube mit Bechervorrichtungen versenkt hatte, war danach auch nicht schlauer als zuvor. Auffällig war, dass die Kombattanten und auch der siegreiche Stutenseer Reinhard dabei die Blumenzwiebeln zur Musik von Heintjes „Mama“ jeweils als Gesamtpackung warfen.

Fazit der 346.423. Wahrheitklub-Vorstandssitzung: So gut wie Exekutivorstand Ringel staubsaugt keiner Käselocken vom roten Teppich weg. Bis zum Beweis des Gegenteils gilt deshalb wie stets die Wahrheit-Devise „Ridentem dicere verum“.

25 Oct 2016

AUTOREN

Harriet Wolff

TAGS

Schwerpunkt Frankfurter Buchmesse 2024
Jieper-Preis
Wahrheitklub
Wahrheitklub
Julian Assange
Sommer
Uno

ARTIKEL ZUM THEMA

Die Wahrheit: Zu lautes Beamen

Buchmessennachlese 2017: Riesenjubel beim Wahrheitklubtreffen in Frankfurt. Es kommt zur Materialisierung des abwesenden ©Tom.

Die Wahrheit: „Plumpst die Makrone in die Rhone“

Die Wahrheit startet wieder ihren alljährlichen Unterbringwettbewerb für Journalisten. Dem Gewinner winkt der legendäre Jieper-Preis.

Die Wahrheit: Der Äquatormann

Wie steht es in der ecuadorianischen Botschaft in London wirklich um Julian Assange? Ein Hausbesuch mit Folgen.

Die Wahrheit: Die Wetterfahne

Wer bei Waldbrandstufe 5 unter dem Kreuz des Südens ankert, sollte sich nicht blind auf das Gießkannenprinzip verlassen.

Die Wahrheit: Verboten ist, was nicht gefällt

Die wahre Reportage: Zu Besuch bei der UN-Organisation für Vorschriften und Verbote (UNRAB) im trüben Köln-Deutz.