taz.de -- Spannungen zwischen Türkei und Irak: Warnung vor regionalem Krieg

Die Länder liegen im Streit über die Hoheit in Mossul. Sie haben gegenseitig ihren Botschafter einbestellt. Die Türkei hat noch Soldaten im Nordirak stationiert.
Bild: Der türkische Premierminister und ein Kommandeur vor einer türkisch-irakischen Karte

Bagdad dpa | Die Türkei und der Irak haben wegen eines Streits über die Befreiung der Stadt Mossul aus der Gewalt der IS-Terrormiliz gegenseitig den Botschafter des anderen Landes einbestellt. Hintergrund seien Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, teilte eine Sprecher des Außenministeriums in Bagdad am Mittwoch mit.

Erdogan hatte am Wochenende in einem Interview erklärt, nach der Befreiung der nordirakischen Stadt Mossul dürften dort nur sunnitische Araber, Turkmenen und sunnitische Kurden leben. Diese Äußerung löste im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Irak scharfe Kritik aus.

Auch die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, der irakische Botschafter in Ankara sei einbestellt worden.

Iraks Ministerpräsident Haidar al-Abadi forderte die Türkei am Dienstagabend erneut auf, ihre Soldaten aus dem Nordirak abzuziehen. Diese bilden dort in der Nähe von Mossul sunnitische Kämpfer und kurdische Peschmerga für Gefechte mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) aus.

Ein Streit darüber hatte bereits im vergangenen Jahr die Beziehungen zwischen beiden Ländern schwer belastet. Der Irak wolle nicht in einen regionalen Krieg mit der Türkei schlittern, sagte Al-Abadi.

5 Oct 2016

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