taz.de -- Griechenlands Schuldenberg: Tsipras' Forderungen an Deutschland

Reparationszahlungen und ein weiterer Schuldenerlass – das fordert Griechenlands Regierungschef von Deutschland. Sonst sehe er die EU in Gefahr.
Bild: Das Spardogma wird laut Tsipras dazu führen, dass Europa „an den Rand der Auflösung gerät“

Athen dpa | Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras verlangt eine weitere Reduzierung des Athener Schuldenberges und eine Lockerung der seiner Ansicht nach von Deutschland diktierten Sparpolitik. Es könne so nicht weitergehen, dass Berlin als eine Art Sparkasse Europas funktioniere und übermäßige Überschüsse habe, während der Süden Europas unter Rekordarbeitslosigkeit leide, sagte Tsipras in einem Interview der Athener Sonntagszeitung „Realnews“.

„Wenn das so weitergeht, werden wir sehr unangenehme Ergebnisse bei den kommenden Wahlen und Referenden (in ganz Europa) sehen“, sagte der griechische Regierungschef weiter. Das Spardogma werde dazu führen, dass Europa „an den Rand der Auflösung gerät“. Der Norden der EU müsse den Süden bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit finanziell unterstützen, verlangte er.

Tsipras will sich zudem weiter dafür einsetzen, dass Griechenland Reparationen für Kriegsschäden während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland erhält. „Es ist eine Ehrensache für das Land. Griechenland tritt nicht von seinen Ansprüchen zurück“, sagte er. In den vergangenen Jahren kamen aus Athen Reparationsforderungen, die – je nach Berechnung – zwischen 269 und 332 Milliarden Euro lagen. Darin enthalten sind Kriegsverbrechen und –schäden sowie eine Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges gewähren musste. Die Bundesregierung sieht Reparationsfragen juristisch dagegen als erledigt an.

Tsipras' linke Regierungspartei Syriza liegt in Umfragen derzeit bis zu acht Prozentpunkte hinter der konservativen Partei Nea Dimokratia. Im Herbst stehen neue Kontrollen der Geldgeber Griechenlands bevor.

28 Aug 2016

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