taz.de -- Versorgungskrise in Venezuela: Zum Einkaufen nach Kolumbien

In dem Land mit den riesigen Ölreserven fehlt es am Nötigsten. Im Nachbarland kaufen die Venezolaner Essen, Medizin und Dinge des täglichen Bedarfs.
Bild: Grenzübergang nach Kolumbien: Längere Wartezeiten müssen eingeplant werden

Cúcuta dpa | Angesichts der schweren Versorgungskrise im ölreichen Venezuela haben fast 100.000 Bürger des südamerikanischen Landes eine kurzfristige Grenzöffnung zu Einkäufen im Nachbarland Kolumbien genutzt. Die Menschen deckten sich am Wochenende mit Lebensmitteln, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs ein. Seit Samstag seien 98.000 Menschen in den Bundesstaat Norte de Santander gekommen, berichtete die Zeitung El Tiempo am Sonntag.

Auf kolumbianischer Seite waren rund 1.000 Polizisten im Einsatz, um für Ordnung zu sorgen. Bereits am vergangenen Wochenende waren Tausende Venezolaner zum Einkaufen nach Kolumbien gekommen. Die venezolanische Regierung hatte die Grenze vor rund einem Jahr geschlossen. Damit wollte sie den Schmuggel subventionierter Produkte aus Venezuela nach Kolumbien und das Eindringen bewaffneter Gruppen verhindern. Anfang August wollen die Außenministerinnen beider Länder über die Grenzsituation beraten.

Venezuela leidet seit Monaten unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. In den Supermärkten des südamerikanischen Landes fehlt es an Nahrungsmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs. Den Krankenhäusern gehen die Medikamente aus. Wegen des niedrigen Ölpreises verfügt Venezuela nicht über genügend Devisen, um Rohstoffe und Importwaren einzuführen.

Die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro macht für die Krise einen vom Ausland und Unternehmerkreisen angezettelten „Wirtschaftskrieg“ verantwortlich. Nach Einschätzung von Regierungskritikern und ausländischen Beobachtern hingegen hat die Regierung die Misere durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik selbst herbeigeführt.

18 Jul 2016

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