taz.de -- Papst zum Umgang mit Homosexuellen: Kirche soll sich entschuldigen

Papst Franziskus fordert seine Institution zum Handeln auf: Er verlangt eine Entschuldigung bei Homosexuellen, Armen, Frauen und Ausgebeuteten.
Bild: Immer für eine Überraschung gut: Papst Franziskus

Rom epd | Papst Franziskus hat die jahrhundertelange Diskriminierung von Homosexuellen durch die katholische Kirche bedauert. Auf dem Rückflug aus Armenien sagte er am Sonntagabend laut Radio Vatikan, Lesben und Schwule müssten von der Kirche respektiert und begleitet werden.

Auf die Frage, ob er die Auffassung von Kardinal Reinhard Marx teile, der eine kirchliche Entschuldigung bei Homosexuellen gefordert hatte, antwortete das Kirchenoberhaupt: „Ich glaube, dass die Kirche nicht nur die Homosexuellen um Vergebung bitten muss, die sie verletzt hat, sondern dass sie sich auch bei den Armen, bei den Frauen und den bei der Arbeit ausgebeuteten Kindern entschuldigen muss.“

Die Kirche müsse sich überdies dafür entschuldigen, dass sie „so viele Waffen gesegnet hat“, fügte Franziskus hinzu. Auch müsse die Kirche dafür Reue zeigen, dass sie viele Familien nicht begleitet habe.

Der [1][Lesben- und Schwulenverband in Deutschland] erklärte, das Kirchenoberhaupt habe mit seinen Worten „die Verantwortung für Ausgrenzung und Diskriminierung“ von Homosexuellen eingestanden. „Wenn Papst Franziskus es ernst meint mit einer Entschuldigung, dann muss der Vatikan auch aktive Reue an den Tag legen“, erklärte Verbandssprecherin Henny Engels in Berlin.

Noch immer hielten Bischöfe in vielen Teilen der Welt Hetzreden gegen Schwule und Leben, beklagte Engels. Nun müssten die homosexuellenfeindlichen Kampagnen der katholischen Kirche beendet werden.

27 Jun 2016

LINKS

[1] http://www.lsvd.de/newsletters/newsletter-2016/lsvd-fordert-vom-vatikan-aktive-reue.html

TAGS

Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Katholische Kirche
Papst Franziskus
Papst Franziskus
Papst Franziskus
Völkermord Armenien
Kirchentag 2023
Italien
Lesbos
Homo-Ehe
Papst Franziskus

ARTIKEL ZUM THEMA

Papst Franziskus zu Besuch in Polen: Der unbequeme Gast

Papst Franziskus kommt nach Polen. Konservative Politiker und der Klerus sind von seiner liberalen Haltung nicht gerade begeistert.

Kommentar Papst über Homosexuelle: Folgenloses Geplauder

Die Forderung des Papstes nach mehr Respekt vor Homosexuellen ist ein alter Hut. Konkrete Konsequenzen für seine Kirche zieht er nicht.

Papst Franziskus in Armenien: Christliche PR in Eriwan

Der Papst hatte das Massaker an den Armeniern schon im vergangenen Jahr als Genozid bezeichnet. Nun besuchte er die Gedenkstätte in Eriwan.

Kommentar Katholikentag: Keine Schäfchenherde mehr

In Leipzig zeigte sich eine moderne Kirche, die sich klar gegenüber der AfD positioniert. Auch deshalb muss sie wieder ernstgenommen werden.

Gleichstellung Homosexueller: Italien kann auch anders

Die Homo-Paare wird in Italien der Hetero-Ehe gleichgestellt, gegen den Widerstand der Katholiken. Ihnen fehlte die Unterstützung.

Papstbesuch bei Flüchtlingen auf Lesbos: Tränen und Solidarität

Franziskus mahnt zur Menschlichkeit, während wieder neue Geflüchtete die griechischen Inseln erreichen. Zwölf Menschen erhalten Asyl vom Vatikan.

Trauung für Lebenspartner: Gott ist jetzt für alle da

Ab 1. Juli können sich Lesben und Schwule ganz offiziell von der evangelischen Landeskirche trauen lassen. Noch ist die neue Normalität ein wenig lückenhaft.

Papst zu Ehe und Familie: Ein Himmelreich für Heteros

Papst Franziskus veröffentlicht sein Schreiben zum Familienbild und zur Sexualmoral. Sex wird sehr positiv gezeichnet – solange er hetero ist.