taz.de -- Nach den Attentaten in Brüssel: Anti-Gewalt-Demo verschoben

Die Organisatoren wollten ein Zeichen gegen Extremismus setzen. Doch der Innenminister riet von einer Teilnahme ab. Gegen drei Verdächtige wurde Haftbefehl erlassen.
Bild: Der Solidaritätsmarsch findet vorerst nicht statt. In Brüssel wird trotzdem öffentlich getrauert

BRÜSSEL ap/dpa | Die für Sonntag in Brüssel geplante Solidaritätskundgebung für die Opfer der Anschläge auf Flughafen und U-Bahn der belgischen Hauptstadt wird verschoben. Organisator Emmanuel Foulon sagte am Samstag, die Veranstaltung werde zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Zuvor hatte Innenminister Jan Jambon hat die Bürger gebeten, nicht an der Kundgebung teilzunehmen. Die Polizei sei noch auf der Suche nach Tätern und Hintergründen der Anschläge und werde daher an anderer Stelle gebraucht, sagte Jambon. Eine Absage der Veranstaltung verlangte er jedoch nicht. Er verstehe, dass die Menschen ihre Gefühle zum Ausdruck bringen wollten, sagte der Minister.

Die Initiatoren hatten mit einem „Marsch gegen die Angst“ ein Zeichen gegen Extremismus und Gewalt setzen wollen. Die Demonstration sollte am Sonntagnachmittag am zentralen Place de la Bourse beginnen, der zu einem Gedenkort für die Opfer der Anschläge geworden ist.

Warten auf das Ergebnis der DNA-Analyse

Der tagelang gesuchte dritte Attentäter vom Brüsseler Flughafen ist nach Medienangaben gefasst. Die Zeitung „Le Soir“ meldete am Samstag, der in der Nacht zum Freitag festgenommene Fayçal C. sei von dem Taxifahrer identifiziert worden, der das Terrorkommando zum Flughafen gebracht habe. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Wie der Sender RTBF berichtete, werde noch auf das Ergebnis einer DNA-Analyse gewartet. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass am Freitag Haftbefehl gegen Fayçal C. wegen Beteiligung an terroristischen Morden erlassen wurde. Bei einer Durchsuchung seien bei dem Mann weder Waffen noch Sprengstoff gefunden worden.

Neben Fayçal C. wurde gegen zwei weitere Männer Haftbefehl erlassen. Rabah N. wird ebenfalls die Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Gruppe vorgeworfen wird. Die Ermittlungen gegen ihn stehen im Zusammenhang mit einer Razzia im Pariser Vorort Argenteuil am Donnerstagabend, bei der der terrorverdächtige Franzose Reda Kriket festgenommen worden war. Dadurch wurde nach Angaben des französischen Innenministeriums ein Anschlagsplan im „fortgeschrittenen Stadium“ vereitelt.

Festnahmen in Deutschland ohne Verbindung zu Brüssel

Auch gegen den Verdächtigen Aboubakar A. wurde Haftbefehl wegen Terrorverdachts erlassen. Ein Mann, der am Freitagnachmittag nahe einer Tram-Station im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek festgenommen wurde, sollte zunächst in Gewahrsam bleiben. Die Ermittler äußerten sich nicht dazu, ob die Festnahmen in Zusammenhang mit den Anschlägen in Brüssel oder Paris standen.

Bei zwei Anschlägen am Brüsseler Flughafen und in einer Metro waren am Dienstag mindestens 31 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden. Von den Todesopfern waren bis Samstag 24 identifiziert. Unter ihnen ist auch eine Frau aus Aachen. Rund 100 Verletzte sind nach Angaben des Gesundheitsministerium noch im Krankenhaus, davon 23 auf der Intensivstation.

Zwei in Gießen und Düsseldorf festgenommen Männer stehen nach Angaben der Bundesanwaltschaft nicht in Verbindung mit den Terroanschlägen in Brüssel. Es gebe keinerlei belastbare Hinweise darauf, dass die Männer etwas mit den Anschlägen zu haben, sagte eine Sprecherin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in Karlsruhe.

26 Mar 2016

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