taz.de -- Aufklärung des Abgasskandals: Daimler meidet die Öffentlichkeit

Der Autokonzern nimmt nicht an Grünen-Veranstaltung teil. Und sein Anwalt zwingt die Umwelthilfe, einen Drohbrief von der Webseite zu entfernen.
Bild: Hält die Abgas-Grenzwerte nur unter bestimmten Bedingungen ein: Mercedes auf dem Prüfstand

Berlin taz | Der Autokonzern Daimler scheut offenbar eine öffentliche Auseinandersetzung über den Abgasskandal. Der Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, hatte das Unternehmen zu einem Fachgespräch am Mittwoch eingeladen, bekam jedoch eine Absage. Parallel dazu bat der Konzern bei Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer um einen nicht-öffentlichen Gesprächstermin – was bei diesem für Verwunderung sorgt.

„Es ist merkwürdig, dass der Daimler-Konzern einerseits ein öffentliches Fachgespräch der Grünen im Bundestag boykottiert, dann aber für ein internes Lobby-Gespräch bei mir anfragt“, sagte Krischer. In einem Brief an Daimler, der der taz vorliegt, appelliert er an das Unternehmen, sich doch der öffentlichen Debatte zu stellen.

Dort würde der Austohersteller auf seine schärfsten Kritiker treffen, gegen die das Unternehmen auch rechtlich vorgeht: Die Deutsche Umwelthilfe hatte im Dezember einen Mercedes testen lassen; mit warmem Motor wurden die Stickoxid-Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten. Daimler hatte dem Umweltverband mit [1][Klagen gedroht], falls dieser dem Unternehmen die Manipulation von Abgaswerten unterstelle oder nur diesen Eindruck erwecke.

Daimler: Absage aus „terminlichen Gründen“

Gegen die Veröffentlichung dieser Drohung ging der Daimler-Anwalt rechtlich vor – und hatte damit Erfolg: Das Drohschreiben ist mittlerweile von der Webseite der Umwelthilfe verschwunden. Auch ein Redakteur der ZDF-Sendung „Frontal21“, die ebenfalls überhöhte Werte bei einem Mercedes gemessen hatte, ist bei den Grünen zu Gast.

Daimler-Sprecher Jörg Howe erklärte auf taz-Anfrage, das Unternehmen gehe der Auseinandersetzung nicht aus dem Weg. Die Absage bei der Grünen-Veranstaltung habe allein „terminliche Gründe“ gehabt, sagte er.

16 Feb 2016

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Malte Kreutzfeldt

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