taz.de -- Winter-Unterbringung von Flüchtlingen: Noch immer Zelte als Unterkunft

Mehr als 2.500 Flüchtlinge trotzen der Kälte in Zelten. Im Norden haben noch immer viele kein festes Dach über ihrem Kopf – in Berlin und Hessen aber alle.
Bild: Manche Zelte sollen auch winterfest sein wie diese hier in Bremen-Überseestadt

Hannover/Bremen epd | Trotz eisiger Kälte müssen im Norden Deutschlands immer noch mehr als 2.500 Flüchtlinge in Zelten ausharren. Allein rund 1.800 Flüchtlinge leben derzeit in Niedersachsen und Bremen in Zelten. Sämtliche Zeltunterkünfte seien für die herrschende Kälte ausgelegt und entsprechend isoliert, teilten die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen und das Bremer Sozialressort am Dienstag auf epd-Anfrage mit. In Hamburg leben laut Auskunft der Behörden weiter zwischen 650 und 700 Flüchtlingen in Zelten.

Allein in Bremen sind rund 1.300 Menschen in winterfesten Zelten untergebracht. In der ersten Frostperiode Anfang des Monats mussten dort mehrere Zelte wegen technischer Probleme evakuiert werden. Dabei handelte es sich vor allem um eingefrorene Wasserleitungen. Diese Probleme seien behoben, hieß es. Zudem seien die Heizungsanlagen verstärkt worden.

In Braunschweig wohnen 450 Personen in Zelten. In Bramsche bei Osnabrück sind es 40, in Friedland bei Göttingen 30. An den weiteren niedersächsischen Erstaufnahme-Standorten Osnabrück und Oldenburg sind keine Flüchtlinge in Zelten untergebracht.

In Hamburg würden zumeist beheizte, doppelwandige Bundeswehrzelte verwendet, sagte die Sprecherin des Zentralen Koordinierungsstabes Flüchtlinge, Christiane Kuhrt, dem epd. Auch einige Feuerwehrzelte mit extra starken Außenplanen seien im Einsatz, auch sie würden beheizt. Im Schnitt kämen derzeit täglich rund 190 neue Flüchtlinge an.

Keine Zelte mehr in Berlin und Hessen

Die Schneelast auf den Dächern der Zelte ist den Angaben zufolge kein Problem. In Bremen gebe es zurzeit ohnehin nur geringe Schneemengen, hieß es. Auch in Niedersachsen sei die Standfestigkeit der Unterkünfte nicht gefährdet. „Sollten sich Probleme ergeben, werden mit sofortiger Wirkung Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit der Flüchtlinge zu gewährleisten“, versicherte ein Sprecher.

In Berlin und Hessen haben unterdessen alle Flüchtlinge ein festes Dach über dem Kopf. Aus dem hessischen Sozialministeriums hieß es, alle Zeltunterkünfte seien geräumt worden. Auch die 35 Asylbewerber aus dem Balkan, die bis Ende vergangenen Jahres in einem beheizten Zelt in Kassel-Calden lebten, seien inzwischen ausgezogen. Längst abgebaut seien auch die von den Kommunen betriebenen Zeltunterkünfte, ergänzte der Geschäftsführende Direktor des Hessischen Städtetags, Stephan Gieseler.

In Berlin werden die Flüchtlinge trotz des anhaltenden Zustroms im Winter generell in festen Quartieren untergebracht. Dafür habe der Senat in den „saueren Apfel“ von Großeinrichtungen beißen müssen, betonte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) wiederholt. Dazu gehören etwa die Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof, wo bis zu 7.000 Flüchtlinge untergebracht werden sollen.

19 Jan 2016

TAGS

Schwerpunkt Flucht
Unterbringung von Geflüchteten
Flüchtlinge in Niedersachsen
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Unterbringung von Geflüchteten
Lageso
Hamburg
Schwerpunkt Flucht

ARTIKEL ZUM THEMA

Museum im Grenzdurchgangslager eröffnet: Geschichte trifft auf Gegenwart

Mehr als vier Millionen Menschen sind bisher über das Lager Friedland in die Bundesrepublik gekommen. Ein neues Museum dokumentiert die Geschichte.

Flüchtlinge mittellos: „Müssen ihr Geld bekommen“

Über 1.000 Flüchtlinge warten in den Erstaufnahmeunterkünften auf Taschengeld und Gesundheitskarten. Behörde im Verzug.

Drohende Räumung in Göttingen: DGB will Flüchtlinge rauswerfen

Seit November wohnen in einem besetzten Ex-Gewerkschaftshaus in Göttingen auch Flüchtlinge. Der DGB-Landeschef nennt das „Gutmenschentum“.

Hamburgs Flüchtlingskoordinator über Notunterkünfte: „Es ist ein Provisorium“

Die Baumarkt-Hallen als Unterkünfte wieder aufzulösen, ist keine Sache von wenigen Monaten, sagt Hamburgs Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel.

Flüchtlings-Hilfe in Nord-Deutschland: Kiel will es für Hamburg schaffen

Schleswig-Holstein hat fast 8.000 freie Plätze in der Erstaufnahme – und prüft, ob dort Flüchtlinge aus Hamburg wohnen können.

Flüchtlingskrise am Lageso: Hausverbot für Helferin - oder nicht?

Eine Freiwillige berichtet auf Facebook von Schikanen, rechter Hetze und ihrem Rauswurf. Das löst eine Empörungswelle aus.

Bauprojekt dank Flüchtlingen: „Situation verändert“

Ohlstedt wehrt sich gegen eine Flüchtlingsunterkunft am Wohldorfer Wald. Ob dort überhaupt gebaut werden soll, ist schon seit zwei Jahrzehnten umstritten.

Architekt über Flüchtlingswohnungen: „Integrieren, nicht abschotten“

Parkhäuser und Lastkähne: Architekturprofessor Jörg Friedrich plant Unterkünfte, in denen etwa Flüchtlinge und Studenten zusammen leben könnten.