taz.de -- „Polizeiruf 110“ aus Frankfurt/Oder: Hier wird Deutsch gesprochen
Eine deutsch-polnische Zusammenarbeit soll der neue Clou der RBB-Beiträge zur „Polizeiruf“-Reihe sein. Der Dialog hakt einstweilen noch etwas.
Aus dem Radio tönt eine musikalische Promenadenmischung aus Texmex und polnischem Weltschmerz. Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) gondelt in ihrem amerikanischen Van über eine Landstraße. Ein roter Kleinwagen überholt sie in wilder Fahrt, gefolgt von einem Streifenwagen. Policja, polnische Polizei.
Die Beamten stellen den Raser, der springt heraus und flieht zu Fuß weiter. Lenski entdeckt im Vorbeifahren einen weiteren Insassen, blutüberströmt. Sie hält, will helfen, das Handy lässt sie im Stich. Kurzerhand kapert sie den Pkw und sucht verzweifelt nach dem nächsten Spital.
Trotz ihres Eingreifens wird der Mann sterben und damit zu Lenskis erstem Fall in neuer Umgebung, einer polnisch-deutschen Ermittlergruppe. Die Leitung übernimmt Adam Raczek (Lucas Gregorowicz).
Anfangs radebrecht Lenski ein wenig polnisch. Eine höfliche Geste, aber dabei bleibt es denn auch. Die Erkundungen führen in eine deutsche Anwaltskanzlei, einen deutsch geführten Boxclub. In eine Hochhaussiedlung, wo die Wohnungen nach polnischer Bauart doppelte Türen haben, aber dennoch deutsch gesprochen wird. Und warum beschäftigt die polnische Polizei einen Dolmetscher, der aus dem Tschetschenischen ins Deutsche statt ins Polnische übersetzt?
Die deutsch-polnische Zusammenarbeit soll der neue Clou der RBB-Beiträge zur Reihe „Polizeiruf 110“ sein. Nur sieht man in „Grenzgänger“ (Regie: Jakob Ziemnicki) davon wenig. Im Großraumbüro sitzen Beamte beider Länder, scheinen aber stur ihren eigenen Tätigkeiten nachzugehen. Als Büttel für Lenski und Raczek fungiert der mürrische Wolle Neumann (Fritz Roth), der gemeinsam mit Lenski ins neue Ermittlerteam gewechselt ist.
Wenig Gelegenheit also, mal andere, nichtdeutsche Verhältnisse kennenzulernen. Aber vielleicht kommt das ja noch.
20 Dec 2015
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