taz.de -- Polizeiruf 110: Brandenburg, angeschossen
Tote Wölfe und ein verblichener Jagdverwalter: Im schönen Kaskow wird's unheimlich und mörderisch. Der „Polizeiruf 110“ zeigt die etwas andere Landlust.
Die Alte ist echt hart: „Erschießen und vergraben, hab ich gesagt, nicht anschießen und liegen lassen.“ Brandenburg. Da, wo die Landlust wohnt und der Großstädter sein Wochenendseelenheil in alten Resthöfen zu finden trachtet. Der neue Brandenburg-„Polizeiruf 110“ (Regie: Ed Herzog, Buch: Herzog und Rainer Butt) lässt die Landlust allerdings ziemlich schwer angeschossen auf der sandigen Dorfstraße liegen.
Es geht um Wölfe. Die haben von Polen aus rübergemacht und traben jetzt in der Abenddämmerung über die Dorfstraße von Kaskow. Das sieht sehr majestätisch aus, wenn man das in Slow Motion filmt – und ganz schön unheimlich.
Der Alten vom Gutshof und dem Vorstand der Kaskower Jäger jedenfalls ruiniert das Wolfsrudel das Geschäft mit den Jägern, die „nicht erst drei Stunden auf dem Hochsitz sitzen wollen“, bevor ihnen irgendwas vor die Flinte läuft, wie Gutsherrin Elisabeth von Taupitz (Monika Lennartz) Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) erklärt.
Pech nur, dass Wolfsbeobachter Stefan Waldner (designierter Franken-„Tatort“-Kommissar Fabian Hinrichs) dem Jagdverwalter der Alten die heimliche Hatz ziemlich erschwert. Aber vielleicht schüchtert den Waldner ja eine Ladung Schrott durch sein Bauwagenfenster ein? Schließlich lassen noch eine Wölfin und der Jagdverwalter ihr Leben, und die Täter auf beiden Seiten, na ja, die sind tatsächlich nicht allzu schwer zu erraten.
Ist aber auch egal. Weil die Wolfsproblematik ohnehin nur Aufhänger für ein eben reichlich nüchtern geratenes Brandenburgporträt ist. „Die gehören nicht hierher“, sagt von Taupitz schmallippig. Die gehören nicht hierher, sagen die Blicke der Dorfbewohner hinter halb zurückgeschobenen Gardinen. Die Wölfe nicht, der Waldner nicht.
Diese stumme Feindseligkeit des Dorfmobs gegen alles, was ihre sandige Dorfstraße zum ersten Mal runterläuft. Den Rest der Landlust erledigen die Wölfe.
15 Dec 2013
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Eine deutsch-polnische Zusammenarbeit soll der neue Clou der RBB-Beiträge zur „Polizeiruf“-Reihe sein. Der Dialog hakt einstweilen noch etwas.
Ein Wachmann wird erschlagen, 12.000 Smartphones sind weg, der Mörder wird gesucht. Der aktuelle „Polizeiruf“ ist ausnahmsweise ein ganz normaler Krimi.
In der Jauchegrube liegt ein Toter. Und so müssen sich Krause und Lenski durch alle Klischees ermitteln, die das Thema Landkommune bietet.
Fabian Hinrichs kommt aus einer Polizisten-Familie, wollte aber nie einer sein. Jetzt wird er Kommissar im Franken-„Tatort“. Ein Gespräch über Hobbits und rote Ampeln.
Kristina Böttrich-Merdjanowas hat den legendären „Tatort“-Vorspann gedreht. Tantiemen bezahlte die ARD ihr nicht dafür.
Anast, fast TV-Star, wird erschlagen unter einer Brücke gefunden. Ein „Tatort“ mit Erklärdialogen, die ironischer sind als gewöhnlich.