taz.de -- Nabu über Plastiktüten im Supermarkt: „Müll vermeiden, nicht ersetzen“
Kostenlose Plastiktüten soll es bald nicht mehr geben. Das ist einem Vereinbarungsentwurf des Handelsverbands Deutschland zu entnehmen.
Laut dem Handelsverbands Deutschland (HDE) sollen Einzelhänder selbst einen „angemessenen Betrag“ für Plastiktüten festlegen. Wie hoch müsste der Preis sein, um etwas zu ändern?
Katharina Istel: Erst einmal ist es gut, wenn die Tüten nicht mehr kostenlos abgegeben werden. Ob 20 Cent oder 50 Cent das Verhalten der Kunden ändern, das steht wahrscheinlich im Verhältnis zur Höhe des Einkaufs. Aber der Preis ist nicht genug: Die Gewinne aus den Tüten sollten nicht beim Handel bleiben – es müsste eine staatliche Abgabe geben. Die Gelder daraus sollten in Projekte gegen Plastikmüll fließen.
Aber steigen Kunden wirklich auf umweltfreundlichere Alternativen wie den Jutebeutel um, wenn die Plastiktüte etwas kostet?
Es geht einfach um eine eigene Tasche, die man selbstverständlich immer dabeihat. Es bringt gar nichts, wenn man jedes Mal aus schlechtem Gewissen einen Stoffbeutel statt einer Plastiktüte kauft. Wir müssen Müll vermeiden, nicht ersetzen. Deswegen muss der Preis etwa auch für Papiertüten gelten.
Wie viel bringt der Verzicht wirklich für die Umwelt?
Wir können nicht bei der Tüte stehen bleiben. Das sind letztlich nur drei Prozent der Plastikverpackungen.
Deutschland hat doch ein Teilziel der EU für 2019 längst erreicht: Statt der geforderten 90 Tüten pro Person pro Jahr nutzen die Deutschen sogar nur 71. Ist eine Abgabe so dringend?
Das stimmt. Aber bis 2025 müssen wir auf 40 Stück pro Person reduzieren. Also muss auch Deutschland weiter runterkommen.
23 Oct 2015
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