taz.de -- Abgas-Skandal bei VW: Ermittlungen gegen Winterkorn

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn. Auch 2,1 Millionen Fahrzeuge von Audi sind von dem Abgas-Skandal betroffen.
Bild: Seine Zeit war gekommen: Martin Winterkorn musste seinen Posten als VW-Chef verlassen

Ingolstadt/Berlin afp/rtr | Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitet ein Ermittlungsverfahren gegen den zurückgetretenen VW-Chef Martin Winterkorn ein. Das teilte die Behörde mit. Der Schwerpunkt der Ermittlungen liege auf dem Vorwurf des Betruges durch den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten.

Bei der Volkswagen-Tochter Audi sind weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge vom Abgas-Skandal betroffen. Das sagte ein Audi-Sprecher in Ingolstadt. In Deutschland sind demnach knapp 577.000 Pkw des Unternehmens mit dem Motor ausgestattet, in dem die Software zur Manipulation von Abgasen eingebaut ist.

In Nordamerika liege die Zahl der betroffenen Autos unter 13.000, sagte der Sprecher weiter. In China gebe es keine Fahrzeuge mit dem fraglichen Motor. Der Großteil der betroffenen Diesel-Pkw stamme aus Westeuropa. Es handle sich um die Modelle A1, A3, A4, A6, Q3, Q5 und auch TT.

Am vergangenen Mittwoch war Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten. Er hatte damit die politische Verantwortung für den Skandal übernommen, der den Ruf des weltweit größten Autobauers ramponiert hat. Als seinen Nachfolger bestimmte der Aufsichtsrat den bisherigen Porsche-Chef Matthias Müller. Er soll die Aufklärung vorantreiben und verlorenes Vertrauen für Volkswagen zurückgewinnen.

Konzernkreisen zufolge sind drei weitere Vorstände beurlaubt worden. Die Entwicklungschefs der Marken Audi, VW Pkw und Porsche, Ulrich Hackenberg, Heinz-Jakob Neußer und Wolfgang Hatz seien von ihren Aufgaben entbunden worden, sagten mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Die Manager übernähmen damit die technische Verantwortung für die Abgas-Affäre. Reuters hatte bereits vergangene Woche über den bevorstehenden Abgang der Manager berichtet.

Volkswagen hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Weltweit sollen bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit dieser Software ausgestattet sein. Die VW-Aktie hatte daraufhin massiv an Wert verloren. Zeitweise büßte der Wolfsburger Konzern fast ein Viertel seines Börsenwerts ein.

28 Sep 2015

TAGS

Dieselskandal
Martin Winterkorn
Volkswagen
Abgase
Audi
Dieselskandal
Dieselskandal
CO2
Grenzwerte
Dieselskandal
Dieselskandal
Dieselskandal
Dieselskandal
USA
Dieselskandal
Dieselskandal

ARTIKEL ZUM THEMA

Früherer VW-Chef: Winterkorn macht einfach weiter

Laut Medienberichten bleibt Martin Winterkorn bis Ende 2016 bei VW angestellt, obwohl er seinen Chefposten geräumt hat.

Abgas-Manipulation auch bei Porsche?: Aussage gegen Aussage

Der VW-Skandal nimmt kein Ende: Erstmals steht auch das Tochterunternehmen Porsche unter dem Verdacht der Manipulation. VW bestreitet die Vorwürfe.

Gefälschte Abgastests: Der Diesel ist tot, es lebe der Diesel

Die VW-Betrügereien bei Abgastests haben die Dieselmotoren insgesamt in Verruf gebracht. Am Ende sind sie noch lange nicht.

Debatte Umweltbetrug bei VW: Die Perspektive der Täter

Im Diskurs um „Dieselgate“ dominiert die Ökonomie, die Opfer kommen nicht vor. Umweltgesetze waren schon immer das Feindbild der Autobauer.

Neue Entwicklungen im VW-Skandal: „Sie haben kriminell gehandelt“

Die Verantwortlichen sollten strafrechtlich verfolgt werden, fordert VW-Aufsichtsrat Olaf Lies. Ermittlungen gibt es nach Medienberichten jetzt auch gegen Audi.

Falsche Abgaswerte bei Volkswagen: VW soll gewarnt worden sein

Schon 2011 hat es einem Bericht zufolge Hinweise auf manipulierte Abgaswerte gegeben. Sie sollen ohne Folgen geblieben sein.

Kommentar VW-Skandal: Vom Ende des Saubermanns

Business heißt Beschiss. Dennoch galten gerade deutsche Manager lange als Moralapostel. Da kommt der VW-Abgasbetrug gerade richtig.

Porsche-Mann wohl neuer Vorstandschef: Müller soll VW führen

In der Affäre um manipulierte Abgastests hat VW offenbar einen Nachfolger für Martin Winterkorn gefunden. Der Skandal weitet sich derweil aus.

Abgasskandal bei Volkswagen: Klagen, Klagen, Klagen

Der VW-Aufsichtsrat fordert weitere personelle Konsequenzen. In den USA und Kanada gibt es bereits 37 Sammelklagen gegen den Autohersteller.

Kommentar Abgasskandal bei VW: Der Betrug war Strategie

VW hat Shareholder und Stakeholder verarscht. Das war möglich, weil Landes- und Bundesregierungen den Konzern gehätschelt haben.

Abgasskandal bei VW: Winterkorn macht die Fliege

Am Ende war der Druck doch zu hoch: Martin Winterkorn tritt als Vorstandschef-Chef von Volkswagen zurück.