taz.de -- Unterstützung für Islamisten in Syrien: Großrazzia in Berlin

Hunderte Polizisten haben eine Moschee und mehrere Wohnungen in Berlin durchsucht. Die Polizei beruhigt: Es geht nicht um Anschläge in Deutschland.
Bild: Die Moschee in der Berliner Colditzstraße gilt als Hochburg von Salafisten.

BERLIN dpa | Die Berliner Polizei ist am Dienstagmorgen mit einer Razzia gegen mutmaßliche Unterstützer von Islamisten in Syrien vorgegangen. Hunderte Beamte durchsuchten einen Moscheeverein und sieben Wohnungen. Wie ein Sprecher mitteilte, laufen die Ermittlungen wegen der Planung schwerer staatsgefährdender Gewalttaten seit Monaten.

Verdächtigt wird ein 51-jähriger Marokkaner. Er soll andere angestiftet haben, sich in Syrien mit dschihadistischen Gruppen am bewaffneten Kampf gegen das Assad-Regime zu beteiligen. Ermittelt wird auch gegen einen 19-jährigen Mazedonier, der im Verdacht steht, sich derzeit in Syrien am Kampf dschihadistischer Gruppen zu beteiligen.

Im Zentrum der Durchsuchungen steht die etwa 2000 Quadratmeter große Ibrahim Al Khalil-Moschee in der Colditzstraße. Sie gilt laut Verfassungsschutzbericht 2014 als Hochburg von Salafisten, wie Polizeisprecher Stefan Redlich sagte. In den Wohnungen werden Kontaktpersonen der beiden Hauptverdächtigen vermutet.

Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Vorbereitung sowie der Anstiftung zur Vorbereitung von Gewalttaten. Laut Polizei liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die Beschuldigten Anschläge in Deutschland geplant haben.

Es gebe auch keinen Zusammenhang mit dem Fall des in der vergangenen Woche erschossenen Islamisten, hieß es. Der 41-jährige Iraker hatte zuvor mit einem Messer auf eine Polizistin eingestochen. Er war 2008 vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und versuchter Beteiligung an einem Mord zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Im März 2013 kam er nach Verbüßung der Haft frei.

22 Sep 2015

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