taz.de -- Flüchtlingsunterkunft in NRW: Brandanschlag auf Haus in Witten
In der Ruhrgebietsstadt Witten haben Unbekannte ein Feuer in einem geplanten Flüchtlingsheim gelegt. Die Stadt will nun ihr Sicherheitskonzept prüfen.
WITTEN dpa | Nach einer Brandstiftung in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Witten vermutet die Polizei einen fremdenfeindlichen Hintergrund. Am Donnerstagmorgen sei das Feuer in dem leerstehenden Haus von Bauarbeitern entdeckt worden, sagte ein Sprecher der Polizei Bochum. Die Feuerwehr habe den Schwelbrand schnell löschen können, es sei nur geringer Schaden entstanden. Im Anschluss entdeckten Polizeibeamte eine eingeschlagene Fensterscheibe und Reste von Brandbeschleunigern. Nun ermitteln Staatsschutz und Landeskriminalamt.
Die Stadt Witten plant, in dem ehemaligen Gästehaus der Technischen Universität Dortmund eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten. Dafür liefen derzeit letzte kleinere Renovierungsarbeiten, sagte Stadtsprecherin Lena Kücük. Eigentlich sollten Anfang September die ersten Flüchtlinge in das Haus einziehen können.
Ob sich der Starttermin nun verzögere, konnte Kücük noch nicht sagen. „Wir konnten uns nach dem Brand noch keinen Überblick verschaffen“, erklärte sie. Grundsätzlich halte die Stadt aber an den Plänen fest. Zudem werde man erneut das Sicherheitskonzept für das Haus prüfen.
In den vergangenen Wochen und Monaten hat es bundesweit Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben. Unter anderem in Nauen in Brandenburg, im rheinland-pfälzischen Limburgerhof und im baden-württembergischen Weissach im Tal brannten geplante Unterkünfte. In Salzhemmendorf in Niedersachsen schleuderten die Täter einen Molotow-Cocktail in die Wohnung einer Flüchtlingsfamilie. Diese entging nur knapp einer Katastrophe.
3 Sep 2015
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