taz.de -- Präsidentschaftswahlkampf in den USA: „The Donald“

Kein guter Redner, kein politisches Programm – und doch ist Donald Trump einer der aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner.
Bild: Die Frisur sitzt. Die Krawatte auch.

14 Männer und eine Frau aus der republikanischen Partei mühen sich rund um die Uhr ab, um genügend Aufmerksamkeit für ihre Kandidaturen bei den Präsidentschaftswahlen 2016 zu generieren. Doch gegen Kandidat Nummer 16, kann keiner von ihnen anstinken – obwohl er nur die eine Hälfte seiner Zeit der Politik widmet, während er in der anderen Hälfte sein Immobilien-Imperium managt.

Donald Trump stiehlt allen die Schau. In [1][der jüngsten Meinungsumfrage] von ABC und der Washington Post unterstützen 24 Prozent der eingetragenen RepublikanerInnen seine Kandidatur. Weit abgeschlagen folgen Gewerkschaftsjäger Scott Walker (13 Prozent) und der Präsidentensohn und -bruder Jeb Bush (12 Prozent).

„The Donald“ hat ihn eine seiner Exfrauen genannt. Das Land hat den Kopfkissennamen übernommen. „The Donald“ ist weder ein guter Redner noch ist von ihm ein kohärentes politisches Programm bekannt. Er sieht nicht einmal gut aus. Was ihn auszeichnet, sind äußerlich die über die Glatze gekämmten, schütteren blonden Haare, das wie eine Schirmmütze über seiner Stirn steht. Dann das Geld zum Wegwerfen (er selbst gibt sein Vermögen mit „mehr als 10 Milliarden Dollar“ an, Konkurrenten schätzen ihn auf 7 Milliarden Dollar Wert). Und schließlich seine Pöbeleien. „The Donald“ redet bei politischen Auftritten und bei Interviews wie ein angetrunkener Kunde in einer Sportsbar. Rassistisch, beleidigend, selbstgefällig und ohne Skrupel.

„Vergewaltiger, Dealer und Verbrecher“, nennt er Einwanderer aus Mexiko, als er im Juni in einem seiner glitzernden Hochhaustürme in New York zu der Pressekonferenz kommt, bei der er seine Präsidentschaftskandidatur offiziell macht. Und fügt hinzu: „Vielleicht sind auch einige gute Leute dabei.“ In Mexiko und bei Latinos in den USA wird Trump umgehend zum meist gehassten Kandidaten der Präsidentschaftswahlen. Große US-amerikanische Konzerne, darunter die Kaufhauskette Macy’s und der spanischsprachige TV-Sender Univision kündigen die langjährige Zusammenarbeit mit ihm auf. Doch Trump beharrt stur auf seiner Position. Etwas zurücknehmen oder gar Entschuldigungen gehören nicht zu seinem Stil.

Seine Fähigkeit, der eigenen Partei zu schaden, ist groß

Nachdem Trump seinen Kampagnenauftakt mit Hetze gegen EinwandererInnen aufgepeppt hat, attackiert er auf der zweiten Eskalationsstufe einen Säulenheiligen in seiner eigenen Partei: John McCain. Der Präsidentschaftskandidat von 2008 und langjährige Kriegsgefangene in Nordvietnam sei kein „Kriegsheld“, sagt Trump. Wieder löst er einen Sturm der Entrüstung aus. Zahlreiche republikanische Präsidentschaftskandidaten gehen auf Distanz. FoxNews fordert ihn auf, den Satz zu korrigieren. Und in Iowa, dem wichtigsten Bundesstaat in der frühen Phase jedes Präsidentschafts-Vorwahlkampfes, fordert die größte Zeitung, Des Moines Register, Trump dazu auf, seine Kandidatur zurückzuziehen.

Doch der denkt gar nicht daran. Er hat das Muster der Provokation, die ihm internationales Medienecho bringt, schon vielfach mit Erfolg durchgespielt. Unter anderem im Umgang mit Barack Obama. Entgegen Augenzeugen und Beweisen wie Geburtszertifikaten hat Trump immer wieder den Verdacht genährt, der Präsident sei eigentlich gar kein Amerikaner.

Trump lässt die Aufregung an sich abprallen. Bullies, die von der Seite kommen und nicht davor zurückschrecken, sich selbst lächerlich zu machen, kommen in vielen politischen Kampagnen in den USA vor. 2012 spielte Michele Bachmann, die Homosexualität wegtherapieren wollte, diese Rolle. 2008 bewarb sich Sarah Palin, die gegen außerehelichen Sex anredete, als Vizepräsidentin. Beide standen in den Umfragen ganz oben, bevor sie total einbrachen.

Von Trump unterscheidet sie, dass sie Frauen sind, gut aussehen und kein eigenes Vermögen haben. Dass „The Donald“ im Jahr 2016 offizieller Kandidat der Republikanischen Partei werden könnte, glaubt in den USA niemand. Doch seine Fähigkeit, der eigenen Partei zu schaden, ist groß. Er könnte – wenn er nur wollte – auch als Unabhängiger im Rennen bleiben und damit die Wahl eines republikanischen Präsidenten verhindern. Und dafür sorgen, dass das Weiße Haus auch in Zukunft demokratisch bleibt.

21 Jul 2015

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[1] http://www.washingtonpost.com/page/2010-2019/WashingtonPost/2015/07/20/National-Politics/Polling/release_401.xml

AUTOREN

Dorothea Hahn

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