taz.de -- Kommentar US-Präsidentschaftsbewerber: Absurde Republikaner-Parade

Und noch ein Kandidat: Rick Santorum will Präsident werden. Seiner Partei droht ein kleinteiliger Vorwahlkampf. Eine könnte davon profitieren.
Bild: Die Mittelschicht und überhaupt ganz Amerika retten – das wollen einige Republikaner.

Kennen Sie George Pataki? Oder Ben Carson? Nicht so wild. US-Neurochirurgen ([1][Carson]) muss man nicht kennen und ein ehemaliger Gouverneur von New York ([2][Pataki]) ist auch eher etwas für Politik-Liebhaber. Beiden ist jedoch gemein, dass sie im kommenden Jahr gerne Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden würden.

Pataki verkündete seine Kandidatur am Donnerstag, wenige Stunden, nachdem auch [3][Rick Santorum] ins Licht der politischen Öffentlichkeit getreten war. Er ist einer der prominenteren Namen in einem [4][Vorwahlkampf der Konservativen, der unübersichtlich zu werden droht].

[5][Santorum], stramm konservativ, hat erhellende Einsichten zu Themen wie Einwanderung und Gleichstellung zu bieten. Beides lehnt er ab, die Gleichstellung Homosexueller kategorisch, die Einwanderung bis auf wenige Ausnahmen so ziemlich. Nun sind Santorums Ansichten nichts neues, der gläubige Katholik und siebenfache Vater hatte sich 2012 mit Mitt Romney einen durchaus sportlichen Kampf geliefert und einige der Vorwahlen für sich entschieden.

Im zweiten Versuch will er es allerdings nicht mit dem religiösen Ticket versuchen, sondern konzentriert sich auf die Mittelschicht. Die ist natürlich ausschließlich unter einem Präsidenten Santorum zu retten.

Retten wiederum wollen alle mittlerweile acht offiziellen Bewerber der Republikaner ihr Land. Dazu kommen noch ein knappes Dutzend Politiker und Persönlichkeiten – darunter der nimmermüde Immobilien-Tycoon Donald Trump – die potenziell in den kommenden Wochen ihre Ambitionen formulieren könnten.

Tea-Party-Fanatiker und religiöse Rechte

Viele Kandidaten im Rennen um die Kandidatur für das Weiße Haus, das könnte demokratische Vielfalt und eine wirkliche Auseinandersetzung mit Themen bedeuten. Tatsächlich ist jedoch die Gefahr groß, dass es bei so vielen Kandidaten vor allem absurd und kleinteilig wird. Jeder Kandidat wird auf der einen Seite versuchen, sein thematisches Alleinstellungsmerkmal zu finden und gleichzeitig die Basis nicht zu verprellen. Die jedoch ist schwer auszumachen in einer Partei, die zwischen ultra-rechten Tea-Party-Fanatikern, religiösen Rechten, Wertkonservativen und Wirtschaftskonservativen changiert.

Darüber hinaus muss der Blick aber auch immer auf das eigentliche Ziel gerichtet sein: das Weiße Haus 2016. Allzu radikal darf es im Wahlkampf gegen die Demokraten nicht werden, allzu langweilig – siehe Mitt Romney 2012 – aber auch nicht.

Ein Balanceakt, der bei einem riesigen Kandidatenfeld nicht einfacher wird. Der Weg zu einem Präsidentschaftsbewerber wird für die Republikaner weit, für Beobachter im besten Falle unterhaltsam und könnte am Ende vor allem jemandem dienen, der sich das ganze derzeit gelassen von der Seitenlinie aus anschauen kann: Hillary Clinton.

28 May 2015

LINKS

[1] https://www.bencarson.com/
[2] http://www.georgepataki.com/
[3] /Santorum-will-US-Praesident-werden/!5201435
[4] http://www.nytimes.com/interactive/2016/us/elections/2016-presidential-candidates.html
[5] http://www.ricksantorum.com/announcement?splash=1

AUTOREN

Rieke Havertz

TAGS

USA
Republikaner
Präsidentschaftswahlkampf
Hillary Clinton
Präsidentschaftswahlkampf
USA
Donald Trump
Scott Walker
Donald Trump
Donald Trump
Hillary Clinton
Jeb Bush
USA
USA
Präsidentschaftswahlkampf
Republikaner
Hillary Clinton
Präsidentschaftswahl
Jeb Bush

ARTIKEL ZUM THEMA

Wahlreform in den USA: Lessig for President

Lawrence Lessig, Juraprofessor und Internetaktivist, will das politische System der USA reformieren – und bewirbt sich um die Präsidentschaft.

Leiter der American Academy in Berlin: Der Wannsee ist kein Ozean

Der ehemalige Stanford-Präsident Gerhard Casper leitet nun die American Academy in Berlin. Eine Begegnung im Haus Cramer.

Clintons legen Finanzen offen: Die ein oder andere Million

Zwischen 2007 und 2014 ging was für Bill und Hillary Clinton. Sie verdienten Millionen, wie sie jetzt offenlegen. Und fit ist Clinton, die US-Präsidentin werden will, auch.

Präsidentschaftswahlkampf in den USA: „The Donald“

Kein guter Redner, kein politisches Programm – und doch ist Donald Trump einer der aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner.

Präsidentschaftskandidaten in den USA: Wer hat noch nicht, wer will noch mal

Bei den Republikanern wollen so einige gerne ins Weiße Haus. Nun hat Scott Walker, Gouverneur in Wisconsin, seine Kandidatur offiziell gemacht.

Letterman über Kandidat Donald Trump: Beim Sex ruft er den eigenen Namen

Donald Trump will US-Präsident werden. Deshalb meldet sich David Letterman aus dem Ruhestand zurück, um sich über den Multimilliardär lustig zu machen.

US-Tycoon als Präsidentschaftskandidat: Trumps magisches Wunderland

Die Frisur sitzt, die Fakten – nun ja: Donald Trump bewirbt sich mit einer irritierenden Rede ums Weiße Haus. Ein Ausflug in die Trump-Welt.

Politologe über US-Wahlkampf: „Gegen Bush ist Clinton im Vorteil“

Jeb Bush will als dritter Bush ins Weiße Haus. Stanford-Professor David Brady über Hillary Clinton, den Kampf bei den Republikanern und Herzensbrecher Obama.

Jeb Bush zu Gast in Berlin: Der Mann, der jeden trifft

Nicht jeder dahergelaufene Ausländer bekommt mal eben einen Termin bei zwei Bundesministern. Jeb Bush schon. Klar, der könnte ja auch Präsident werden.

Präsidentschaftskandidaten USA: Konservative Anwärter en masse

Die Republikaner überschwemmen die Wahl mit Kandidaten. Bislang sind es zehn, weitere werden folgen.

Santorum will US-Präsident werden: Kandidatur von rechts außen

Der erzkonservative Republikaner Rick Santorum tritt bei den US-Vorwahlen an. Er steht für stramme rechte Positionen und wirbt vor allem um Arbeiter.

Kommentar Clintons Kandidatur: Die Macht der letzten Chance

Hillary Clinton will die „Glasdecke der Macht“ durchbrechen. Die ehemalige Außenministerin und First Lady könnte die mächtigste Frau der Welt werden.

Präsidentschaftswahlkampf in den USA: Libertärer Rand Paul kandidiert

Ein Feind der Gewerkschaften und des Politestablishments und ein Freund der Drogenfreigabe: Der Sohn des libertären Stars Ron Paul will US-Präsident werden.

Wahlkampfauftakt in den USA: Ein Marktschreier will ins Weiße Haus

Mit Ted Cruz erklärt ein republikanischer Rechtsaußen seine Kandidatur zur Präsidentschaftswahl 2016. Doch er hat in der eigenen Partei viele Gegner.

US-Präsidentschaftswahl 2016: Ted Cruz will ins Weiße Haus

Er spricht die Republikaner rechts außen an: Ted Cruz verkündet als erster Politiker seine Kandidatur für die Präsidentschaft. Der Senator ist eine Tea-Party-Ikone.

Kommentar Politische US-Dynastien: Der dritte König

Nach den Kennedys kommen die Bushs: Nun prüft Spross Jeb Bush eine Präsidentschaftskandidatur. Eine andere Polit-Dynastie könnte ihn bremsen.