taz.de -- Forderung von Berufsverband: Polizeibeauftragte gegen Folter

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) will Polizeibeauftragte einsetzen. Damit reagiert der Verband auf Foltervorwürfe gegen Bundespolizisten.
Bild: Bundespolizei-Präsident Dieter Romann (Mi.) forderte am Wochenende Konsequenzen, nun zieht der BDK nach.

Berlin afp | Nach den mutmaßlichen Misshandlungen von Asylbewerbern durch einen Beamten der Bundespolizei hat der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) Polizeibeauftragte in Bund und Ländern nach dem Vorbild des Wehrbeauftragten der Bundeswehr gefordert. „Der Polizeibeauftragte soll es Kollegen und Opfern von Polizeigewalt leichter machen, Missstände bei der Polizei anzuprangern“, sagte der [1][BDK-Vorsitzende André Schulz der Bild-Zeitung] (Dienstagsausgabe).

Es dürfe nicht sein, „dass Opfer aus Angst schweigen und dass die Kollegen der Täter aus Angst vor beruflichen Nachteilen und vor einer Isolation in ihrer Polizeidienststelle nicht eingreifen“, sagte Schulz. Der Polizeibeauftragte solle eine unabhängige Schieds- und Beschwerdestelle nach dem Modell des Wehrbeauftragten des Bundestages sein. Er solle anonyme Beschwerden von Polizisten und von Opfern von Polizeigewalt sammeln und so Missstände aufdecken helfen.

In Hannover wird ein 39-jähriger Bundespolizist beschuldigt, in einer Polizeiwache in Hannover [2][in mindestens zwei Fällen Flüchtlinge misshandelt zu haben]. Nach [3][Informationen des NDR-Fernsehmagazins Hallo Niedersachsen] soll der Mann einen afghanischen Flüchtling gewürgt und an Fußfesseln herumgeschleift haben. In einem anderen Fall soll er einen Marokkaner erniedrigt und verdorbenes Schweinemett verabreicht haben.

Als Konsequenz aus den Vorwürfen kündigte der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann, am Wochenende [4][in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung die Einrichtung einer Sonderbeschwerdestelle an]. Ein direkt dem Präsidenten unterstellter Beamter solle „außerhalb des Dienstwegs“ Meldungen „von jedem aus der Organisation“ entgegennehmen, dem Verdächtiges auffalle.

26 May 2015

LINKS

[1] http://www.bild.de/politik/inland/bundespolizei/kriminalbeamte-fordern-polizeibeauftragten-41091454.bild.html
[2] /Demuetigung-von-Fluechtlingen/!5200538/
[3] http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Entsetzen-nach-NDR-Bericht-ueber-Misshandlungen,misshandlung132.html
[4] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wegen-misshandlungsvorwuerfen-bundespolizei-richtet-beschwerdestelle-ein-13609730.html

TAGS

Folter
Hannover
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Bundespolizei
Flüchtlinge
Deutsche Polizeigewerkschaft DPolG
Flüchtlinge
Bundespolizei
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Hannover
Polizei
Schwerpunkt Rassismus
Hannover

ARTIKEL ZUM THEMA

Interne Ermittlungen bei der Polizei: Polizei endlich gut beraten

In Schleswig-Holstein gibt es seit einem Jahr eine unabhängige Polizeibeauftragte. Inzwischen findet das selbst die Polizeigewerkschaft wichtig.

Polizeigewalt in Hannover: Das nächste Opfer

Bundespolizist Torsten S. soll nicht nur Flüchtlinge misshandelt haben. Auch ein Obdachloser könnte von ihm gequält worden sein.

Foltervorwürfe gegen Bundespolizisten: Es ist nichts nachweisbar

Die Vorwürfe gegen einen Bundespolizisten, zwei Flüchtlinge misshandelt zu haben, sind wohl nicht haltbar. Die Aussagen dazu seien sehr unterschiedlich.

Zwischenfall in Unterkunft in Dresden: Wachleute jagen Flüchtling

Wachleute einer Flüchtlingsunterkunft verfolgen, treten und schlagen einen Flüchtling. Das zeigen Fotos und ein Video. Er habe sie provoziert, verteidigen sie sich.

Wegen Folter verdächtigter Bundespolizist: Jetzt auch unter Kinderporno-Verdacht

Der unter Folterverdacht stehende Polizist, der Flüchtlinge in Hannover misshandelt haben soll, wird nun auch wegen Besitz von Kinderpornos verdächtigt.

De Maizières Schläger: Polizei prügelt wohl öfter mal

Bundespolizisten aus Hannover sollen nicht nur am Hauptbahnhof, sondern auch im Polizeiwagen Festgenommene misshandelt haben.

Polizeigewalt in NRW: „Der Korpsgeist ist der Skandal“

Polizisten in Herford werfen einem Autofahrer Gewalttätigkeit vor. Ein Video zeigt vor Gericht: Es war genau andersrum.

Umgang mit Flüchtlingen in der EU: Mal Zukunft, mal Belastung

EU-Staaten gehen sehr unterschiedlich mit Flüchtlingen um. Schweden freut sich, Polen sträubt sich. Zwei Beispiele.

Demütigung von Flüchtlingen: Polizist soll Kollegen bedroht haben

Der des Missbrauchs beschuldigte Bundespolizist bleibt vorerst auf freiem Fuß. Ihm könnten Jahre in Haft drohen. Die betroffenen Flüchtlinge sind nicht auffindbar.

Flüchtlingsmissbrauch in Hannover: Mal wieder ein Einzelfall

Der Bundespolizeipräsident verspricht ein konsequentes Vorgehen. Er will den Ruf seiner Behörde aber nicht durch „Wenige“ beschädigt sehen.

Flüchtlingsmissbrauch in Hannover: Achtung Kontrolle!

Die Vorwürfe von Hannover wiegen schwer. Könnte ein unabhängiger Polizeibeauftragter helfen? In Rheinland-Pfalz wird dies seit 2014 erprobt.

Flüchtlingsmisshandlung in Hannover: „Ein Tiefschlag für den Rechtsstaat“

Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz bezeichnet die mutmaßlichen Taten als „erschütternd“. Aufklärung fordern Vertreter verschiedener Polizei-Organisationen.

Polizeigewalt gegen Flüchtlinge: Misshandlungsvorwurf aus Hannover

Einem Bundespolizisten wird vorgeworfen, Flüchtlinge schwer misshandelt zu haben. Er soll sich via WhatsApp seiner Taten gerühmt haben.