taz.de -- Nach Angriffen der Armee in Kolumbien: Farc greift wieder zu den Waffen
Die bewaffnete Guerilla kündigt in Kolumbien den Waffenstillstand auf. Das Ende ihrer Feuerpause bedeutet aber nicht das Ende der Friedensgespräche.
BOGOTÁ ap | Die kolumbische Rebellenorganisation Farc hat ihre einseitige Waffenruhe am Freitag für beendet erklärt. Die ständigen Angriffe der Regierungstruppen machten dies notwendig, erklärte die Farc. Zuvor hatte das Militär 26 der linksgerichteten Aufständischen getötet.
Präsident Juan Manuel Santos sagte, der Angriff von Luftwaffe und Bodentruppen am Donnerstag in der Provinz Cauca sei ein schwerer Schlag gegen die Farc gewesen. Die Armee habe große Waffenbestände erbeutet.
Der Armee-Einsatz war der größte Einsatz gegen die Farc, seit die Regierung im April ihre Luftangriffe auf Lager der Rebellen wieder aufnahm. Auslöser dafür war eine Attacke von Farc-Mitgliedern in der Provinz Cauca auf einen Militärtrupp, bei der zehn Soldaten starben.
Die kolumbianische Regierung und eine Delegation der Farc verhandeln seit 2012 auf Kuba über ein Endes des blutigen Konflikts. Die Beendigung der Waffenruhe bedeutet nicht automatisch ein Ende der Verhandlungen. Die Gespräche leiden jedoch darunter, dass die Führung der Farc keine Kontrolle über rund 7.000 Kämpfer hat, die noch in der Unruheregion ausharren. Santos rief die Farc trotz der Armeeattacke auf, die Friedensgespräche zu beschleunigen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.
Bei den Verhandlungen auf Kuba hat es bislang nur Teilergebnisse gegeben. Unter anderem wurden sich Rebellen und Regierung über eine Landreform sowie über die künftige politische Beteiligung früherer Rebellen einig.
Der Anschlag auf den Militärtrupp im April war ein Schock für Kolumbien, das nach Monaten der Verhandlungsfortschritte zunehmend auf ein Ende des Konflikts hoffte. Dieser hält seit knapp einem halben Jahrhundert an und hat Tausenden Menschen das Leben gekostet.
22 May 2015
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