taz.de -- Gutachten zu Atommüll: Freibrief für Atomtransporte nach Majak
Laut der Gesellschaft für Reaktorsicherheit ist die Atommüll-Entsorgung in Russland nicht schlechter als in Deutschland. Dort könnte der Müll unter freiem Himmel stehen.
BREMEN taz | "Keine Bedenken" bestehen laut einem Gutachten der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) gegen den Export hochangereicherter Brennelemente in die russische Atomanlage Majak. Die Wiederaufarbeitung des derzeit im Zwischenlager Ahaus untergestellten Mülls dort sei eine ebenso "schadlose Verwertung" wie eine Endlagerung in Deutschland, heißt es in der Expertise, die dem Umweltausschuss des Bundestages am Mittwoch zuging. Das Umweltministerium hatte eine Entsorgung in Deutschland als "nicht gangbar" bezeichnet.
"Ein Konflikt" mit der im Atomgesetz vorgeschriebenen schadlosen Verwertung, schreibt die GRS, "könnte allerdings gesehen werden, wenn man die Umweltsituation in Majak und die Folgen früherer Störfälle in dieser Anlage in Betracht zieht".
UmweltschützerInnen aus Russland und Deutschland lehnen den Atommüll-Export vehement ab. Majak gehört zu den am stärksten verstrahlten Gebieten der Erde. Tausende Container mit giftigem Müll rosten unter freiem Himmel vor sich hin. Ähnliches droht auch dem Müll aus Deutschland: Die Wiederaufarbeitungsanlage ist derzeit außer Betrieb, eine Wiederinbetriebnahme nicht absehbar.
Wegen Zweifeln an der schadlosen Verwertung in Russland legte das Umweltministerium die für gestern geplante Unterzeichnung des Staatsvertrages über den Strahlenmüll-Export deshalb vorerst trotz der Expertise auf Eis. Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, lobte dies als "ersten Schritt in die richtige Richtung", forderte aber: "Der Transport darf nicht sein."
1 Dec 2010
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Niemand wolle deutschen Atommüll exportieren, versichern Angela Merkel und Peter Altmaier. Doch in Brüssel stimmte die CDU dafür
Erfolg für die Anti-Atom-Bewegung: Hochradioaktive Brennelemente aus Ahaus werden vorerst nicht in die russische Atomanlage transportiert. Die Betonung liegt auf vorerst.
Der Umweltminister weigert sich, einen Castor-Transport aus Ahaus ins russische Atomkombinat Majak zu genehmigen. Dort sei keine schadlose Verwertung möglich, sagt Röttgen.
Politiker von deutschen Hafenstädten lehnen Atomtransporte ab. Doch trotz der Ankündigungen ein Verbot gibt es in den meisten Häfen nicht.
Die Bundesregierung hält an der umstrittenen Atommüll-Lieferung nach Majak fest – dabei haben selbst ihre eigenen Gutachter Sicherheitsbedenken.
Die Brennelemente in Ahaus enthalten kein hochangereichtes Uran. Das legt den Verdacht nahe, dass das Ziel des geplanten Transports nicht der Schutz vor Strahlen ist.