taz.de -- Kommentar Wolfsjagd: Außer Konkurrenz
In Schweden ist die Wolfsjagd vorerst ausgesetzt – gut so. Auch die deutschen Jäger würden gern auf alles knallen, was sich bewegt.
Der Wolf frisst keine Menschen, nicht mal kleine Mädchen mit roten Kappen. Wie auch: Mensch und Wolf treffen nicht aufeinander, da Wölfe den Menschen schon aus zwei Kilometer Entfernung riechen und fliehen. Aus dem Hubschrauber haben schwedische Jäger daher am 2. Januar eine Wölfin erschossen. Angeblich soll die menschliche Auslese die Genvielfalt der rund 240 schwedischen Wölfe stärken. Wissenschaftlich ist diese These unsinnig, denn jede Population braucht eine bestimmte Größe, um die Art zu erhalten.
Vom schwedischen Halali auf den Wolf träumen auch deutsche Jäger. Sie werben vehement dafür, den Wolf unter das Jagdrecht zu stellen. Denn nach dem Selbstverständnis der Jäger haben nur sie das Recht, im Wald zu walten. Sie berufen sich auf die Hegeverpflichtung, die ihnen Reichsjägermeister Hermann Göring 1934 auferlegt hat.
Keine Bundesregierung hat sich bislang an das [1][Jagdgesetz] gewagt, sondern hat sich in der Föderalismusreform des Jagdrechts entledigt – seitdem sind die Bundesländer zuständig. Diese Liberalisierung hat dazu geführt, dass jeder in dreiwöchigen Kursen einen Jagdschein machen kann. Die Freizeitjäger wollen was vor die Flinte und sind der Nachtmahr von Förstern und Berufsjägern, da sie die falschen Tiere schießen und dabei oft genug nicht einmal töten.
Zu viele Leute mit Jagdschein pirschen also herum. In Bayern versuchen Jäger gerade durchzusetzen, dass sie Hirsche, Gemsen und Rehe an den Fütterungsstellen schießen dürfen. Ist der Wolf erst mal im Jagdrecht, dürfen sie dann auch „Problemwölfe“ abknallen. Denn im Geiste konkurrieren Jäger noch mit Wölfen um Rehe und Hirsche, und die wollen Jäger für sich haben.
In Wolfsgebieten stabilisieren sich jedoch die Reh- und Hirschbestände. In Zeiten der Massentierhaltung konkurriert der Mensch grundsätzlich nicht mehr mit einem Tier um dieselbe Nahrung.
7 Feb 2013
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