taz.de -- Regierungswechsel in China: Neue Generation an der Spitze

Der Wirtschaftsexperte Li Keqiang ist der Nachfolger von Wen Jiabao. Er muss ein neues Wachstumsmodell für die zweitgrößte Volkswirtschaft finden.
Bild: Der neue Ministerpräsident Li Keqiang (l.) mit Staatspräsident Xi Jinping.

PEKING dpa | Der chinesische Volkskongress hat Li Keqiang zum neuen Ministerpräsidenten bestimmt. Auf ihrer Jahrestagung in Peking bestätigten die knapp 3000 Delegierten am Freitag erwartungsgemäß die Nominierung des 57-Jährigen zum Nachfolger von Wen Jiabao. Der 70-Jährige scheidet nach zehn Jahren aus Altersgründen aus dem Amt. Bei dem Votum in der Großen Halle des Volkes musste Li Keqiang nur drei Gegenstimmen und sechs Enthaltung hinnehmen. Der neue Premier soll voraussichtlich zehn Jahre an der Spitze der Regierung stehen.

Li Keqiang übernimmt die schwierige Aufgabe, die langsamer wachsende zweitgrößte Wirtschaftsnation zu einem neuen Wachstumsmodell zu führen. Während Exporte und Investitionen die chinesische Wirtschaft immer weniger antreiben, will der neue Regierungschef auf die Urbanisierung des Milliardenvolkes und den heimischen Konsum als künftige Triebkräfte setzen.

Mit seiner Ernennung begann vier Monate nach dem Generationswechsel an der Spitze der Kommunistischen Partei die Verjüngung der Regierung. Bis zum Abschluss ihrer zweiwöchigen Sitzung am Sonntag wird der Volkskongress auch die Posten der Vizepremiers und Minister neu besetzen. Die Personalentscheidungen wurden lange vorher von einem engen Führungszirkel hinter den Kulissen vorbereitet und werden von dem nicht freigewählten Parlament nur noch nachträglich legitimiert.

Die Delegierten machten Zhou Qiang zum neuen Vorsitzenden des Obersten Gerichts und bestätigten den bisherigen Generalstaatsanwalt Cao Jianming im Amt. Der 52-jährige Zhou Qiang ist damit höchster Richter Chinas. Der bisherige Parteichef der Provinz Hunan ist ein Schützling von Ex-Staats- und Parteichefs Hu Jintao. Zwar war Zhou Qiang lange als aufsteigender Star der neuen Führungsgeneration gehandelt worden, schaffte es aber im November nicht in den Ständigen Ausschusses des Politbüros, das höchste Machtgremium.

Zhou Qiang erntete Kritik für den Umgang mit dem Tod des langjährigen Arbeiteraktivisten Li Wangyang, der im vergangenen Sommer erhängt in einem Krankenhaus aufgefunden worden war. Die Behörden in Hunan gingen sofort von Selbstmord aus, obwohl der 62-jährige Bürgerrechtler wenige Tage zuvor noch ein kämpferisches Fernsehinterview gegeben hatte und die Familie sowie befreundete Dissidenten die Umstände des Todes höchst verdächtig fanden.

15 Mar 2013

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