taz.de -- Kommentar zum Waffenhandel: Sicherheit für Rüstungsexporte

Unter einem strengen internationalen Waffenhandelsabkommen wären gut 80 Prozent der deutschen Rüstungsexporte nicht mehr möglich.

China hat Großbritannien überrundet und ist zum fünftgrößten Rüstungsexporteur der Welt nach den USA, Russland und Deutschland und Frankreich aufgestiegen. Das meldet das Stockholmer Internationale Friedensforschungsinstitut (Sipri) in seinem neuesten Bericht für den Zeitraum 2008–2012.

Diese Entwicklung ist der wesentliche Grund, warum nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die deutsche Rüstungsindustrie ein internationales Waffenhandelsabkommen (ATT) befürwortet, über das ab heute in der New Yorker UNO-Zentrale wieder verhandelt wird.

China, Brasilien und die anderen aufstrebenden Konkurrenten Deutschlands sollen beim globalen Geschäft mit Tod und Zerstörung zumindest einigen internationalen Regeln unterworfen werfen. Und die profitablen Exportgeschäfte deutscher Waffenschmieden sollen nicht behindert werden.

Daher engagiert sich die Bundesregierung bei den ATT-Verhandlungen lediglich dafür, dass ein künftiges Abkommen ausnahmslos alle konventionellen Waffen und Munitionstypen erfasst. Und damit auch jene, die die deutschen Rüstungsschmieden nicht oder – wie etwa bewaffnete Drohnen – noch nicht herstellen und exportieren können.

Darüber hinaus hat die Bundesregierung kein Interesse an den von der internationalen NGO-Koalition „Control Arms“ vorgeschlagenen Vertragsbestimmungen, die tatsächlich zu einer Beschränkung grenzüberschreitender Rüstungstransfers aus völker- und menschenrechtlichen oder entwicklungspolitischen Gründen führen könnten und die zumindest mehr Transparenz auf dem globalen Rüstungsmarkt schaffen würden.

Denn unter einem solchen Abkommen wären gut 80 Prozent der deutschen Rüstungsexporte nicht mehr möglich.

18 Mar 2013

AUTOREN

Andreas Zumach

TAGS

Rüstungsexporte
Uno
Saudi-Arabien
UN-Vollversammlung
Waffenhandel
Schwerpunkt Syrien
Indonesien
Deutschland
Rüstungsexporte

ARTIKEL ZUM THEMA

Rüstungs-Lobbyist über Waffenhandel: „Merkel-Doktrin? Blödsinn.“

Georg Adamowitsch vom Rüstungsindustrieverband BDSV über Geschäftsgeheimnisse, Exportentschiedungen und Waffen für Saudi-Arabien.

UN beschließt Waffenhandelsabkommen: „Historischer Moment“

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat das erste globale Waffenhandelsabkommen angenommen. Jetzt müssen die Mitgliedsstaaten den Vertrag noch ratifizieren.

ATT-Verhandlungen in New York: Keine Kontrolle über Waffenhandel

Die UN-Verhandlungen über das erste globale Waffenhandelsabkommen sind gescheitert. Iran, Syrien und Nordkorea lehnten den Vertrag ab.

Kommentar UN-Waffenkonferenz: Hilfreiche Schurkenstaaten

Nach der gescheiterten UN-Waffenhandelskonferenz auf Nordkorea, Iran und Syrien zu zeigen, wäre zu einfach. Die großen Exportländer sollten sich hinterfragen.

Deutsche Waffen und Indonesien: Beruhigungspille für die Öffentlichkeit

Um Menschenrechtler zu beruhigen, tauscht Indonesien leere Versprechen gegen deutsche Waffen. Ohne die Chance auf Sanktion sind die Klauseln jedoch nutzlos.

Waffenausfuhren boomen: Rüstungsexporte verdoppelt

2012 wurden Lieferungen in Höhe von 1,42 Milliarden Euro genehmigt. Die Ausfuhren nach Saudi-Arabien verneunfachten sich.

Deutsche Rüstungsexporte: Saudi-Arabien will Bremer Boote

Saudi-Arabien will deutsche Patrouillenboote im Wert von 1,5 Milliarden Euro kaufen. Die Opposition kritisiert, die Bundesregierung wolle Saudi-Arabien hochrüsten.