taz.de -- Bankenöffnung in Zypern: Sorge vor Chaos
Vor der geplanten Öffnung der zyprischen Banken ist die Polizei im Alarmzustand. Viele Konten wurden von London und Moskau aus längst leer geräumt.
NIKOSIA taz | Am Tag vor der Wiedereröffnung der Bankfilialen auf Zypern bereiten sich private Sicherheitsdienste und die Polizei auf einen Ansturm der Kunden vor. Ein Sprecher der Sicherheitsfirms G4S kündigte an, dass zusätzlich 180 Personen zum Schutz der Banken eingesetzt werden. Die Polizei befindet sich im Alarmzustand. Sie will in jedem Fall verhindern, dass es zu gewalttätigen Szenen vor oder in den Kreditinstituten kommt. Die Banken öffnen am Donnerstag ab 12 Uhr ihre Schalter.
Die Wirtschaft des Landes ist seit zwölf Tagen praktisch lahmgelegt, weil weder Überweisungen noch die Einreichung von Schecks möglich sind. Viele Firmen können ihre Angestellten nicht bezahlen. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Benzin blieb aber stabil.
An Geldautomaten erhalten Kunden der Laiki-Bank seit Sonntag täglich nur noch 100 Euro, bei der Bank of Cyprus sind es 120. Angeblich sehen die Finanztransaktionskontrollen vor, dass Auszahlungen zunächst auf maximal 1.200 Euro begrenzt werden. Nach Informationen der taz sollen ab Donnerstag Schecks bis zu einer Höhe von 100.000 Euro akzeptiert werden.*
Die Laiki-Bank soll aufgespalten werden. Der „gute“ Teil, vor allem die Einlagen von Kleinsparern, geht an die Bank of Cyprus, im „schlechten“ werden Einlagen über 100.000 Euro gesammelt. Von dem Geld dürften Kunden kaum etwas wiedersehen. Aber auch die großen Anleger bei der Bank of Cyprus dürften Experten zufolge etwa 40 Prozent ihrer Ersparnisse verlieren.
Die Chefs der Laiki-Bank und der Bank of Cyprus sind am Mittwoch von der zyprischen Zentralbank offenbar auf Betreiben der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF entlassen worden. Statt ihnen wurde ein Insolvenz- bzw. ein Sonderverwalter eingesetzt. Der Chef der Bank of Cyprus hatte dagegen protestiert, dass seine Bank auch die Nothilfekredite der EZB in Höhe von rund 9 Milliarden Euro aus der Konkursmasse der Laiki-Bank übernehmen muss. Die EZB-Nothilfen dürfen eigentlich nur gegen entsprechende Sicherheiten ausgezahlt werden.
Gefälschte Zahlen
Ein Manager der Bank of Cyprus erhob in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe gegen den Chef der zyprischen Zentralbank, Panikos Demetriades. Demetriades habe gegenüber der EZB monatelang mit gefälschten Zahlen dafür gesorgt, dass diese Notkredite gezahlt worden seien, erklärte der Manager, der anonym bleiben wollte, der taz.
Nur deshalb seien Milliarden an ein schon damals faktisch insolventes Institut überwiesen worden, die nun die Bank of Cyprus und Zypern insgesamt belasteten. Nach unbestätigten Berichten soll auch Demetriades vor der Entlassung stehen.
Der Manager bestätigte Berichte, nach denen Filialen der beiden Banken in Moskau und London geöffnet blieben, während auf Zypern alle Geldinstitute schließen mussten. So konnten einige wohlhabende ausländische Sparer ihr Geld abheben, während die Zyprer keine Chance dazu hatten. Der Bankmanager nannte eine große zyprische Firma mit Einlagen in Höhe von 55 Millionen Euro, die nun zum Teil verloren seien.
Zyprer, darunter offenbar hohe Beamte, die in letzter Sekunde ihre Bankeinlagen aufgelöst haben, sollen strafrechtlich verfolgt werden. Das Parlament verlangte am Dienstag zudem, deren Namen zu veröffentlichen.
Einer Studie der Investmentbank Nomura zufolge steht Zypern vor einer Verschärfung der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt werde in den nächsten zwei Jahren um mindestens 15 Prozent sinken – die Zahl ist laut Experten noch zu niedrig angesetzt.
- Anmerkung der Redaktion: Mehreren Nachrichtenagenturen berichteten am Donnerstagabend – mit Verweis auf die zyprische Nachrichtenagentur – Abhebungen von 300 Euro seien zulässig. Jedoch dürften Schecks nicht eingelöst werden.
27 Mar 2013
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