taz.de -- Ministerium untersagt Festival-Teilnahme: Kraftwerk-Verbot in China

Der Auftritt beim Strawberry Music Festival in Peking wird vom Kulturministerium verboten. Der Grund: 1998 trat die Band Kraftwerk auf einem „Free Tibet“-Konzert auf.
Bild: Januar 2000: Kraftwerk bei „Top of the Pops“ in Hamburg.

PEKING afp | Die deutsche Band Kraftwerk darf wegen Kritik an der chinesischen Tibet-Politik nicht in China auftreten. Das Kulturministerium lehnte die Teilnahme der Elektronikpioniere am Strawberry Music Festival in Peking ab, wie die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag aus Kreisen des Musikverlages Modern Sky Records erfuhr. Das Unternehmen hatte Kraftwerk zur Teilnahme an dem Festival angemeldet. „Kraftwerk darf nicht spielen, weil sie an einem Konzert zur Freiheit Tibets beteiligt waren“, hieß es.

Der Auftritt von Kraftwerk war den Angaben zufolge schon komplett organisiert. „Es ist schade, dass sie nicht kommen dürfen, es ist eine große Schande“, hieß es aus dem Unternehmen. Kraftwerk hätte 1998 an einem großen „Free Tibet“-Festival in Washington teilnehmen sollen. Die Band war fest angemeldet, musste den Auftritt dann aber wegen schlechten Wetters absagen.

Das chinesische Kulturministerium war für eine Stellungnahme am Donnerstag zunächst nicht zu erreichen. Die Behörden verfolgen nach Angaben aus informierten Kreisen aber konsequent die Politik, Auftritte womöglich kritischer Musiker in China zu untersagen. Dabei geht es nicht nur um die Tibet-Politik Pekings, sondern auch auch um Bands, die sich besonders für Menschenrechte oder für Widerstand gegen Autoritäten einsetzen.

China hat Tibet im Jahr 1951 besetzt und kontrolliert die autonome Region sowie die anliegenden Provinzen, in denen ebenfalls viele Tibeter leben, mit harter Hand. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, floh 1959 während eines Aufstands nach Indien, wo er seitdem wie zahlreiche andere tibetische Flüchtlinge im Exil lebt.

28 Mar 2013

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