taz.de -- Nordkoreanische Drohgebärden: Südkorea rechnet mit Atomtest

Laut der südkoreanischen Regierung mehren sich die Anzeichen, dass Nordkorea seinen vierten Atomtest vorbereitet. Die USA reagieren gelassen, China mahnt.
Bild: Drohgebärden gehören zum Alltag: Nordkoreanische Soldaten beim Training

SEOUL ap | Der südkoreanische Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae sieht nach eigenen Angaben „Anzeichen“ dafür, dass Nordkorea seinen vierten Atomtest vorbereitet. Das verlautete am Montag aus Kreisen seines Ministeriums. Ryoo habe seine Einschätzung vor einem Parlamentsausschuss geäußert. Ryoo habe auf Fragen zu vermehrten Fahrzeugbewegungen am nordkoreanischen Atomtestgelände geantwortet. Schon zuvor hatte Seoul erklärt, Nordkorea habe die Vorbereitungen für einen Atomtest an zwei unterirdischen Tunneln abgeschlossen. Einer der Tunnel wurde beim dritten Atomtest am 12. Februar benutzt.

Auch der südkoreanische Nationale Sicherheitsdirektor, Kim Jang Soo, rechnet in dieser Woche mit [1][einem weiteren nordkoreanischen Atomtest] oder einem anderen provokativen Akt. Kim begründete seine Einschätzung am Sonntag mit der Aufforderung Pjöngjangs an [2][ausländische Botschafter, das Land zu verlassen].

Der chinesische Präsident Xi Jinping mahnte unterdessen, [3][keinem Land sollte es erlaubt sein, den Weltfrieden zu stören]. Er nannte in einer Rede am Sonntag im chinesischen Boao kein Land mit Namen. „Niemandem sollte erlaubt sein, für egoistische Ziele die Region, oder sogar die ganze Welt, ins Chaos zu stürzen“, sagte Xi.

Bereits am vergangenen Donnerstag hatte das Seouler Verteidigungsministerium mitgeteilt, Nordkorea habe eine Rakete mit größerer Reichweite an seine Ostküste gebracht – vermutlich für ein einen Test. Es könnte sich um eine Musudan-Rakete handeln, die mit ihrer geschätzten Reichweite von 4.000 Kilometern US-Stützpunkte auf Guam treffen könnte. Präsidentensprecher Kim Haing sagte, der Sicherheitsdirektor erwarte einen Test oder eine andere nordkoreanische Aktion um den Mittwoch herum.

Keine Überraschung

Die USA reagierten gelassen auf die anhaltenden nordkoreanischen Drohungen. Präsident Barack Obama sagte, er wäre nicht überrascht, sollte Nordkorea einen weiteren Atomtest unternehmen. „Sie haben das ja schon in der Vergangenheit getan“, sagte er. Generalstabschef Martin Dempsey sagte, die USA hätten ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Zwar sei keine Militäraktion Nordkoreas absehbar. „Aber ich kann es nicht darauf ankommen lassen“, sagte Dempsey.

Die USA hätten sich auf weitere Provokationen aus Pjöngjang vorbereitet, die er am 15. April, dem Geburtstag des verstorbenen nordkoreanischen Staatsgründers Kim Il Sung, und dem 25. April, dem Gründungstag der nordkoreanischen Streitkräfte, erwarte. Zuvor war bekanntgeworden, dass hohe amerikanische und südkoreanische Militärs eine Reise nach Washington abgesagt hatten, um in Südkorea auf dem Posten zu bleiben.

Die US-Regierung verschob einen schon länger geplanten Test einer Interkontinentalrakete, damit Nordkorea sich nicht provoziert fühlt. Der südkoreanische Sicherheitsdirektor vertrat aber auch die Einschätzung, dass Nordkorea nicht wirklich auf eine militärische Konfrontation mit Südkorea und den USA aus sei. Ziel Pjöngjangs sei es, Washington und Seoul zu Zugeständnissen zu bringen.

8 Apr 2013

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