taz.de -- Kommentar UN-Missionsschef im Kongo: Kongos deutscher Kriegsherr

UN-Missionschef Kobler tritt zu forsch auf im Kongo. Die UNO kann solche Erwartungen nicht erfüllen, ohne ihre Rolle als Friedenstruppe zu verlieren.
Bild: Zu forsch? Martin Kobler.

Der neue Chef der größten Blauhelmmission der Welt spielt ein gefährliches Spiel. Noch keine zwei Wochen im Amt, hat Martin Kobler in der Demokratischen Republik Kongo bereits deutliche Akzente gesetzt: Er hat die Front bei der Metropole Goma im Osten des Landes besucht, eine harte Reaktion auf den Beschuss der Stadt durch die M23-Rebellen angeordnet und verletzte Regierungssoldaten im Militärkrankenhaus als „Helden“ gelobt. Man könnte meinen, nicht Präsident Joseph Kabila, sondern UN-Chef Martin Kobler sei der Oberkommandierende der kongolesischen Streitkräfte.

Man kann es einem Diplomaten mit Vergangenheit im Irak, wo die UNO zur Zuschauerrolle verdammt ist, nachsehen, wenn er jetzt die Möglichkeiten voll ausschöpfen will, die ihm mit 20.000 Blauhelmen plötzlich zur Verfügung stehen. Und für einen deutschen UN-Sonderbeauftragten ist ein kongolesischer Armeechef wie François Olenga, der lange in Deutschland lebte, sicher ein kommoder Partner.

Doch werden mit dem forschen deutschen Auftritt Erwartungen geweckt, die die UNO nicht erfüllen kann, ohne Exekutivgewalt im Kongo zu übernehmen und damit ihre Rolle als Friedenstruppe zu verlassen. Kongos Sicherheitsapparat ist viel zu korrumpiert, als dass man sich als auswärtiger Unterstützer auf ihn verlassen kann. Die M23-Rebellen und andere bewaffnete Gruppen konnten ja nur deshalb stark werden, weil die Regierungsarmee nicht funktionierte und weil aus der Armee heraus lokale Milizen aufgebaut wurden.

Eine tiefgreifende Sicherheitssektorreform ist Kern der geltenden internationalen Rahmenabkommen für den Kongo. Das darf Kobler jetzt nicht zugunsten einer kurzlebigen Glorie aufgeben. Die UNO muss Teil der Lösung für den Kongo bleiben, nicht Teil des Problems werden.

27 Aug 2013

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Dominic Johnson

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