taz.de -- Debatte um Vorratsdatenspeicherung: Drei Monate für Bouffier denkbar

An diesem Samstag geht es zwischen Union und SPD vor allem um die Energiewende. Volker Bouffier sucht nach einem Kompromiss für die Vorratsdatenspeicherung.
Bild: Volker Bouffier, CDU, sucht nach Kompromissen.

BERLIN dpa | Union und SPD wollen an diesem Samstag bei ihren Koalitionsverhandlungen die Grundfragen bei der Gestaltung der Energiewende klären. In der SPD-Zentrale will sich die Arbeitsgruppe Energie bei ihrem fünften Treffen nach Möglichkeit auf gemeinsame Vorschläge für den Koalitionsvertrag einigen. Die große Verhandlungsrunde könnte dann bereits am Montag Stellung zu den Ergebnissen nehmen.

Ein Entwurf sieht vor, dass bis 2020 der Ökostrom-Anteil von 25 auf bis zu 40 Prozent steigen, aber gerade bei Windparks im Norden die Förderung deutlich gekürzt werden soll. Das Ausbauziel bei Windparks auf Nord- und Ostsee wird bis 2020 von 10 000 auf 6500 Megawatt gesenkt. Das Fördersystem soll so umgebaut werden, dass die Strompreise nicht weiter so stark steigen.

Noch keine Einigung ist bei der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung zur Verbrechensbekämpfung in Sicht. Die Arbeitsgruppe Innen und Recht hat das Thema am Freitag an die große Verhandlungsrunde weitergereicht. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier machte in der Welt (Samstag) einen Kompromissvorschlag.

Er könne sich vorstellen, die Mindestspeicherdauer von sechs auf drei Monate zu verringern, sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende. „Auf dieser Basis ist ein Kompromiss auf europäischer Ebene vorstellbar.“

Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass Verbindungsdaten von Telefonanrufen und Internetverbindungen sechs Monate gespeichert werden müssen. Das Bundesverfassungsgericht hatte 2010 allerdings eine entsprechende Regelung in Deutschland gekippt. In den Koalitionsverhandlungen gab es bislang keine Einigung bei dem Thema, die zuständige Arbeitsgruppe überwies das Thema an die große Runde der Koalitionsverhandlungen.

Die SPD tritt für eine Verkürzung der Speicherfrist auf drei Monate ein. Ähnliche Überlegungen werden auch bei der Union angestellt, der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Bouffier machte sich nun für einen solchen Kompromiss stark.

9 Nov 2013

TAGS

Koalitionsverhandlungen
Vorratsdatenspeicherung
Volker Bouffier
Energiewende
Otto Schily
EU-Richtlinien
Thorsten Schäfer-Gümbel
Ganztagsschule
Andrea Nahles
Finanzen
Vorratsdatenspeicherung
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Netzbewegung

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar Vorratsdatenspeicherung: Sozialdemokratische Überwachung

Fest steht: Mit der großen Koalition kommt auch die Vorratsdatenspeicherung. Die Anti-NSA-Sprüche der SPD im Wahlkampf waren Nebelkerzen.

Einigung zur Vorratsdatenspeicherung: Schwarz-Rot will Richtlinien umsetzen

Union und SPD haben sich auf ein Konzept zur Datenspeicherung geeinigt. Europäische Richtlinen sollen umgesetzt, aber auch gelockert werden.

Regierungsbildung in Hessen: SPD könnte alleine regieren

Medienberichten zufolge erwägt die hessische SPD die Bildung einer Minderheitsregierung. Die Linke hat bereits eine mögliche Unterstützung signalisiert.

Uneinigkeit bei Ganztagsschulen: Koalition müht sich um Kooperation

Damit die künftige Bundesregierung eine Grundfinanzierung leisten darf, müsste das Grundgesetz geändert werden. Das will die CSU verhindern.

Koalitionsverhandlungen Union und SPD: Nahles erwartet Steuererhöhungen

Am Ende der Verhandlungen mit der Union werden Steuererhöhungen für Spitzenverdiener stehen, ist sich Andrea Nahles sicher. Volker Bouffier sieht das anders.

Themen der Koalitionsgesprächsrunde: Das liebe Geld

Die Union hat viel versprochen im Wahlkampf, nun muss es finanziert werden. Mit der SPD gibt es da ein paar Differenzen. Der Stand der Verhandlungen.

Schwarz-rote Pläne zu Datenspeicherung: Die Antwort ist Massenüberwachung

So weit geht die Empörung über die Ausspähung durch den NSA dann doch nicht. CDU/CSU und SPD halten an der Vorratsdatenspeicherung fest.

Rückschlag für die Netzbewegung: Die Urne ist offline

Piraten unbedeutend, Grüne schwach, selbst die letzten Bürgerrechtler aus der FDP sind raus. Das ist ein Schlag gegen die Netz- und Bürgerrechtsbewegung.

Die Zukunft der Netzbewegung: Was tun! Aber was?

Snowdenleaks könnte für Internetaktivisten sein, was Tschernobyl für die Atomkraftgegner war. Doch das Ziel ist zu abstrakt – und die Feinde auch.