taz.de -- Kommentar Klimagipfel: Willkommen in der Realität
Lange wurde auf Klimakonferenzen nur über Emissionen geredet. Endlich wird auch die Notwendigkeit der Hilfe für Betroffene des Klimawandels diskutiert.
Zwei Jahrzehnte hat es gebraucht, bis die Realität in die Klimaverhandlungen eingesickert ist: Es gibt Schäden durch höheren Meeresspiegel, heftige Stürme, Dürren oder Feuer, die zumindest teilweise durch den Klimawandel entstehen. Aber bei den Klimaverhandlungen wurde zu lange nur über die Vermeidung von Emissionen geredet.
Dann kam langsam die Debatte auf, dass man sich an den Wandel anpassen müsse. Und jetzt dämmert es den meisten, dass es einen Weg geben muss, dass die internationale Gemeinschaft über Hilfe und Entschädigung für die Ärmsten der Armen entscheidet, die schon jetzt betroffen sind.
Ob und wie viel Klimawandel im tödlichen Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen steckt, ist kaum zu ermitteln. Es ist auch ganz egal. Klar ist nach allen Aufzeichnungen der Versicherer, den Gutachten des UN-Klimarats und der Weltbank, dass der Klimawandel immer mehr Opfer fordern wird – an Menschen und Material. Dazu kommt, dass die Staaten bislang weit entfernt davon sind, ihre Emissionen in den nächsten Jahren so drastisch zu senken, dass der Klimawandel unter zwei Grad bleibt.
Auf den Klimakonferenzen wird viel beschlossen, aber wenig entschieden. Die wirklichen Weichenstellungen finden in den einzelnen Ländern statt. Aber wenn die Konferenzen einen Sinn haben, dann ist es, sich über Themen zu verständigen, Koalitionen zu bilden und Standards zu etablieren, die für alle gelten. Deshalb ist der UN-Klimakongress genau der Ort, um darüber zu reden, wer für welche Schäden entschädigt wird.
Die offenen Fragen müssen genau dort geklärt werden: Was gilt als Klimaschaden, wer bekommt welche Kompensation, wer muss wie viel zahlen, wie kann man am besten helfen? Was wird aus Klimaflüchtlingen, was passiert mit den Rechten von Staaten, die untergehen? Für alle diese Fragen gibt es noch keine Antworten. Aber die müssen Staaten, Unternehmen, Forscher und Umweltgruppen gemeinsam finden.
21 Nov 2013
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