taz.de -- Die Werbepause: Glocken in der Hose

Die amerikanische Kaufhauskette kmart bewirbt weihnachtliche Unterhosen mit Geläut: Männer lassen ihre Genitalien bimmeln. Ein Aufreger!
Bild: Klingelingeling. Männer, die mit Genitalien wackeln.

„Jingle all the way“, Gebimmel überall, heißt es in dem populären Weihnachtslied „Jingle Bells“. Dass nicht nur Schlittenglocken im Winter läuten, zeigt die US-amerikanische Kaufhauskette kmart in ihrer Unterhosen-Werbung.

Sechs Männer in Sakko und Fliege stehen breitbeinig in weihnachtlichen Unterhosen da. Locker in den Knien lassen sie mit Hüftbewegungen ihre Glocken bimmeln – der „Jingle Bells“-Refrain.

Knapp 5 Millionen Klicks hat das Video im Internet. Glockengebimmel in Unterhosen? Auf der Facebook-Seite von kmart schreibt eine Frau: „Männer die mit ihrem Becken wackeln und mit jedem Stoß eine Glocke klingen lassen. Ich bin schockiert! Wie erkläre ich das meinen jungen Töchtern?“ Unangebracht, moralisch verwerflich, ein Produkt schlechten Geschmacks sei die Werbung. „Beim Weihnachtsfest geht es nicht um Männer, die mit ihren Genitalien wackeln.“

Der Aufschrei mag übertrieben sein, er ist aber wichtig. Nicht, weil die Werbung schlecht ist. Im Gegenteil: fantasievoll, ausgeklügelt, clever und witzig. Da tänzelt eben nicht eine Frau in XS-Höschen vor einem Schlüsselloch rum. Endlich lassen Männer die Hosen runter! Die Werbung ist schamlos – und das, ohne sexistisch zu sein.

Verscheuchung der Raubkätzchen

Genau deshalb sollten Kunden sich empören. Denn wenn sex sells, wenn Werbung immer nackter, plumper, erotischer wird, dann doch nur, um eins zu sein: ein Aufreger. Deshalb zieht Madonna blank für ihre Parfümwerbung und deshalb räkelt sich das American Girl Kate Upton extrascharf beim Verzehren eines Carl’s-Jr.-Burgers.

Wenn sich die Konsumenten bei weniger scharfen Werbungen empören, haben Werbemacher ihren Aufschrei, ihre Aufmerksamkeit. Und versuchen es nicht mit immer mehr sich räkelnden Raubkätzchen.

21 Nov 2013

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Julia Neumann

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