taz.de -- Vermutlich keine Anklage gegen Assange: Das „New York Times“-Problem
Julian Assange muss sich laut „Washington Post“ wohl keine Sorgen um eine US-Anklage machen. Das Justizministerium müsste auch gegen US-Medien vorgehen.
WASHINGTON dpa | Die USA werden Wikileaks-Gründer Julian Assange laut einem Zeitungsbericht vermutlich nicht wegen der Veröffentlichung geheime Dokumente anklagen. Das Justizministerium sei zu dem Schluss gekommen, dass es dann genauso auch gegen amerikanische Medien und Journalisten vorgehen müsste, schrieb die [1][Washington Post am Dienstag] unter Berufung auf informierte Personen. Zugleich sei noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden.
[2][Wikileaks] hatte von 2010 bis 2011 zehntausende vertrauliche Depeschen des US-Außenministeriums veröffentlicht. Die Veröffentlichung der Papiere unter anderem über die Kriege im Irak und in Afghanistan hatte weltweit für Wirbel gesorgt. Als Quelle der Dokumente wurde Chelsea (vorher: Bradley) Manning im Sommer zu 35 Jahren Haft verurteilt.
Assange sitzt in der Londoner Botschaft von Ecuador fest. Er will einer Auslieferung nach Schweden entgehen, wo ihm sexuelle Vergehen vorgeworfen werden. Assange betont, er befürchte, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden.
Die Washington Post schreibt, das Justizministerium habe eine Anklage gegen Assange sehr konkret geprüft. Es habe aber ein New York Times-Problem: Auch große US-Medien müsste dann ins Visier genommen werden.
Entgegen bisherigen Spekulationen gebe es noch keine geheim gehaltene Klageschrift, sagten Regierungsbeamte der Zeitung.
26 Nov 2013
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Von schlechtem Management ist die Rede: Die „New York Times“ entlässt ihre Chefredakteurin. Ein Afroamerikaner rückt nach.
Juristenschelte vom Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts: Die Justiz sei auf Journalisten angewiesen. Und begreife es nicht.
In Großbritannien und den USA sind Whistleblower und deren Vertraute nicht sicher. Viele von ihnen leben nun ausgerechnet in Berlin.
Zwei Guardian-Journalisten stellen ihr Buch über Wikileaks vor und geraten dabei in die Kritik. Aus der letzten Reihe greift sie der Hacker Jacob Appelbaum an.
Julian Assange soll 2009 beim Chaos Communication Congress in Deutschland ausspioniert worden sein – genau wie der französische Netzaktivist Jeremy Zimmermann.
Nach dem Urteil gegen Bradley Manning kritisieren Julian Assange und andere die amerikanische Jusitz. Der Anwalt des US-Soldaten kündigt ein Gnadengesuch an.
Gefangener in Zwischenräumen: Edward Snowden wandelt auf der Schnittstelle zwischen Realität und Virtualität. Ein Held? Ein Verräter? Versuch einer Einordnung.