taz.de -- Oppositioneller Bulatow verlässt Ukraine: Auf dem Weg ins Baltikum

Der Oppositionsaktivist Dmitri Bulatow ist aus der Ukraine ausgereist und ist auf dem Weg nach Lettland. Zuvor hatte ihm ein Gericht die Ausreise erlaubt.
Bild: Vitali Klitschko (li.) besucht den misshandelten Dmitri Bulatow (re.) in der Klinik.

KIEW dpa | Der mutmaßlich gefolterte Regierungsgegner Dmitri Bulatow ist aus der Ukraine ausgereist und auf dem Weg ins Baltikum. Der Oppositionspolitiker Pjotr Poroschenko teilte am Sonntagabend bei Facebook mit, der 35-Jährige sei in Richtung der lettischen Hauptstadt Riga abgeflogen.

Wie die Nachrichtenagentur dpa in Kiew aus Oppositionskreisen erfuhr, will Bulatow dann ins litauische Vilnius weiterreisen. Poroschenkos Kollege Vitali Klitschko brachte den Familienvater zum Kiewer Flughafen Borispol.

Das EU-Mitgliedsland Litauen hatte dem Aktivisten als erstes medizinische Betreuung vorgeschlagen und bereits zuvor verletzte Regierungsgegner aufgenommen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte Bulatow eine Behandlung in Deutschland angeboten.

„Die Regierung wollte Bulatow zur Geisel machen, obwohl er in einer Klinik war“, sagte Klitschko einer Mitteilung zufolge. Er dankte wie Poroschenko internationalen Vermittlern für ihre Hilfe. „Wir hoffen auf seine schnelle Genesung und Rehabilitierung“, sagte Klitschko.

Zuvor hatte ein Gericht ein Verfahren gegen Bulatow wegen der Organisation von Massenunruhen eingestellt und ihm die Ausreise erlaubt. Bulatow war am 22. Januar verschwunden und gut eine Woche später schwer verletzt wieder aufgetaucht. Er wurde nach eigener Aussage von Unbekannten schwer gequält.

Das Innenministerium schließt allerdings nicht aus, dass die Opposition die Entführung inszeniert hat, um Stimmung gegen die Regierung zu erzeugen.

2 Feb 2014

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