taz.de -- Kommentar Ukraine: Es wird eng für Janukowitsch
Noch-Präsident Wiktor Janukowitsch kann die Freilassung Julia Timoschenkos nicht mehr verhindern. Sie ist die einizge, die die Opposition einen kann.
Mit den [1][jüngsten Parlamentsbeschlüssen], die einer Freilassung der inhaftierten Oppositionsführerin Julia Timoschenko in den nächsten zwei Wochen den Weg ebnen, verschiebt sich die derzeitige Patt-Situation in der Ukraine – endgültig zugunsten der Opposition. Mit einem Veto wird Präsident Wiktor Janukowitsch die Freilassung seiner größten Feindin noch um einige Tage hinauszögern können. Aufhalten kann er sie nicht mehr.
Ist die charismatische Timoschenko erstmal frei, wird das Land die Namen der zur Zeit noch tonangebenden Oppositionsführer vergessen. Sie haben nicht annähernd das Format der charmanten Taktikerin aus dem Osten des Landes. Schnell wird Timoschenko, deren Porträt auf zahlreichen Plakaten auf dem Maidan prangt, die Führung der Opposition übernehmen. Niemand wird sich auch nur die Mühe machen, ihr diese Rolle streitig zu machen.
Timoschenko ist die einzige Person, die die Opposition wirklich einen kann. In der Ostukraine aufgewachsen und sozialisiert, weiß sie, wie die Menschen in den sich immer mehr entfremdeten Landesteilen im Osten und Westen ticken. So ist sie die einzige, die die zentrifugalen Kräfte aus beiden Teilen der Ukraine bändigen kann. Und die gewiefte Taktikerin weiß, wie man eine gute Nachbarschaft mit Russland pflegt und gleichzeitig dem Westen gegenüber loyal ist.
Doch mit Timoschenkos Freilassung wird es eng werden für einen Mann, der sich wie kein anderer für die Inhaftierung seiner Widersacherin eingesetzt hat. Noch-Präsident Wiktor Janukowitsch sollte sich schnell auf die Suche nach einem neuen Domizil machen. Andernfalls könnte er sich bald auf der Gefängnispritsche wiederfinden, auf die er seine Widersacherin Julia Timoschenko 2011 geschickt hat.
21 Feb 2014
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