taz.de -- Kommentar US-Militärhaushalt: Das Land bleibt ein Militärgigant

Auch in Zukunft werden die USA mehr Geld fürs Militär ausgeben als jedes andere Land. Die neue Doktrin heißt: weniger Soldaten, mehr Technologie.
Bild: Gehört er zur Vergangenheit? US-Soldat

Das wird ein Kampf. Die Ankündigung des US-Verteidigungsministers Chuck Hagel, die Truppenstärke der US-Armee auf 450.000 Mann zu senken – das niedrigste Level seit dem Zweiten Weltkrieg, wie überall sofort angemerkt wird – ruft in den USA empörten Widerstand hervor. Man kann mit einiger Sicherheit sagen: Es wird so nicht kommen.

In der Auseinandersetzung, die da im Kongress auf Obama und seine Regierung zukommt, spielt Ideologie eine größere Rolle als Militärstrategie. Für die meisten Republikaner spielt es keine Rolle, ob an der Truppenstärke oder an der Beschaffung neuer Waffensysteme gekürzt werden soll. Sie wollen Haushaltskürzungen überall – nur nicht beim Militär.

Zwar haben sich auch die Republikaner im Dezember auf die Gesamtkürzungen im Haushalt eingelassen. Doch Druck von den Neocons innerhalb der eigenen Reihen, die Lobbyarbeit der Waffenindustrie und nicht zuletzt die Gefahr, im eigenen Bundesstaat die eine oder andere Militärbasis zu verlieren, dürfte für Mobilisierung sorgen.

Der Widerstand hat etwas Anachronistisches. Der neue Entwurf, wenngleich vom Kürzungsdruck diktiert, deckt sich mit der veränderten Militärdoktrin, die die Obama-Regierung vor rund einem Jahr ausgegeben hat: weniger Truppen, mehr Technologie. Der Drohnenkrieg, wie er in Afghanistan, Pakistan und Jemen geführt wird, zeigt schon jetzt, wohin das führt.

Sicher ist: Auch in Zukunft werden die USA mehr Geld für Militär ausgeben als jedes andere Land der Welt. Wenn die USA aufhören, eine Landinvasionsarmee für zwei Kriege gleichzeitig zu unterhalten, die im 21. Jahrhundert immer weniger gebraucht wird, macht sie das militärisch nicht schwächer. Auf den strategischen Vorteil und Einfluss, den ihnen diese militärische Übermacht bietet, werden sie auch zukünftig bauen können.

25 Feb 2014

AUTOREN

Bernd Pickert

TAGS

USA
Barack Obama
Drohnenkrieg
US-Army
Shutdown
Militär
USA
USA
USA
Jemen
Militär
Drohnenkrieg
Chuck Hagel
USA

ARTIKEL ZUM THEMA

Einigung im Etat-Streit in den USA: Stillstand abgewendet

In diesem Jahr muss wohl kein US-Beamter in den Zwangsurlaub: Demokraten und Republikaner sind optimistisch, dass der Haushalt durchgeht.

Militärforschung in den USA: Völkerverständigung per Tablet

Militäreinsätze in Krisengebieten sind gefährlich. Statt Dolmetschern will das Pentagon Prototypen für Digital-Übersetzungen einsetzen.

Präsident Obamas Drohnenkrieg: Geheimes Rechtfertigungspapier

Die US-Regierung will ein Geheimdokument veröffentlichen, mit dem die tödlichen Drohnenangriffe gerechtfertigt werden. Das berichtet die „Washington Post“.

Strategische Militärübung: Zombie-Apokalypse in den USA

Der Führungsnachwuchs des US-Militärs muss auf alle Situationen reagieren können. Auch auf einen Zombie-Angriff. Der „Conplan 8888“ bereitet sie darauf vor.

Gerichtsurteil in den USA: Transparenter Drohnenkrieg

Ein US-Gericht hat entschieden, dass Unterlagen zu Drohnenangriffen veröffentlicht werden müssen. Es gab damit einer Klage der „New York Times“ statt.

US-Drohnenkrieg im Jemen: 40 tödliche Treffer am Wochenende

Über das Wochenende haben US-amerikanische Drohnen im Jemen mehr als 40 Menschen getötet. Alle sollen Al-Qaida-Mitglied gewesen sein.

Kommentar Drohnenkrieg: Dröhnende Ahnungslosigkeit

Ramstein in der Pfalz ist ein wichtiger Stützpunkt für den Drohnenkrieg der USA. Die Rolle deutscher Behörden dabei muss dringend geklärt werden.

Ramstein und der US-Drohnenkrieg: Keine rechtliche Handhabe

Der US-Flugplatz Ramstein in Rheinland-Pfalz spielt eine zentrale Rolle im Drohnenkrieg der USA. Rechtlich scheint es schwer zu sein, dagegen vorzugehen.

Einsparungen beim US-Militär: Republikaner gegen Abrüstung

Pentagon-Chef Chuck Hagel will das Heer der USA auf die geringste Truppenstärke seit der Zeit vor dem 2. Weltkrieg schrumpfen. Die Republikaner protestieren.

US-Luftwaffe suspendiert Soldaten: Lügen, aber Atomraketen verantworten

Sie haben die Macht zum Abschuss von Atomraketen, aber können wohl nicht für einen Test lernen: Die US-Luftwaffe suspendiert 34 Soldaten, die geschummelt haben.