taz.de -- Annäherung von Israel und Palästina: Friedensgespräche vor dem Ende

Die Palästinenser wollen die Friedensgespräche mit Israel nicht verlängern. Unterdessen wirft Amnesty International der israelischen Armee Kriegsverbrechen vor.
Bild: Die Palästinenser verlangen von Israel einen Stopp Siedlungsbaus im Westjordanland.

RAMALLAH/WASHINGTON afp/dpa | Die Palästinenser lehnen laut ihrem Chefunterhändler eine Verlängerung der Friedensgespräche mit Israel ab. Eine Fortsetzung der Gespräche über die Ende April auslaufende Frist für den Abschluss eines Friedensvertrags hinaus ergebe keinen Sinn, solange Israel das internationale Recht verletze, sagte der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Mit der derzeitigen israelischen Regierung und ihrer Politik könne es nicht einmal eine Verlängerung „um eine einzige Stunde“ geben.

Der palästinensische Chefunterhändler reagierte damit auf Äußerungen von US-Außenminister John Kerry. Dieser hatte den beiden Konfliktparteien nach dem Start der jüngsten Verhandlungsrunde Ende Juli eine neunmonatige Frist für eine Einigung gegeben, zuletzt aber eine Verlängerung angeregt.

Die Palästinenser wollen bei den Verhandlungen einen Rückzug Israels auf die Grenzen von 1967 erreichen, Ostjerusalem soll zur Hauptstadt eines Palästinenserstaates und der israelische Siedlungsbau in den Palästinensergebieten gestoppt werden. In Israel wird dies von den meisten Parteien und der Öffentlichkeit abgelehnt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Israel Kriegsverbrechen und andere schwere Menschenrechtsverletzungen an Palästinensern vor. Es gebe Beweise für absichtliche Tötungen von Palästinensern durch israelische Sicherheitskräfte, schreibt die Menschenrechtsorganisation in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

Israel widerspricht Amnesty International

Er trägt den Titel „Schießwütig: Israels übermäßige Gewaltanwendung im Westjordanland“. Alle Waffenlieferungen an Israel sollten ausgesetzt werden, forderte Amnesty vor einem Treffen von Israels Regierungschefs Benjamin Netanjahu mit US-Präsident Barack Obama in Washington. Israel reagierte empört auf die Vorwürfe. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Jigal Palmor, sagte der dpa: „Amnesty lügt durch Auslassungen und auf andere Weise“. Die Organisation spreche Israel schlicht das Recht auf Selbstverteidigung ab.

Der Direktor des Nahost- und Nordafrika-Programms von Amnesty, Philip Luther, erklärte dagegen: „Der Bericht enthält Beweise für ein schreckliches Muster ungesetzlicher Tötungen und ungerechtfertigter Verletzungen palästinensischer Zivilisten durch israelische Einheiten im Westjordanland“. In dem 74 Seiten langen Papier listet Amnesty die Tötung von 45 Palästinensern im Westjordanland durch israelische Truppen seit 2011 auf. Vier der Opfer seien Minderjährige gewesen.

„Die Häufigkeit und Dauer willkürlicher und herabwürdigender Gewalt gegen friedliche Demonstranten im Westjordanland durch israelische Soldaten und Polizisten und die ihnen gewährte Straflosigkeit lassen darauf schließen, dass es sich um eine von oben geplante Aktion handelt“, heißt es in dem Bericht.

27 Feb 2014

TAGS

Friedensgespräche
Amnesty International
Westjordanland
Siedlungspolitik
Benjamin Netanjahu
Israel
Palästinenser
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Israel
Israel
Benjamin Netanjahu
Israel
Israel
Israel
Israel
Benjamin Netanjahu
Israel
Martin Schulz

ARTIKEL ZUM THEMA

Umbau der PLO-Führung: Abbas tritt zurück

Mahmud Abbas bereitet eine geordnete Nachfolge vor. Der Chefunterhändler mit Israel soll neuer Chef des Exekutivkomitees der PLO werden.

Roman über Siedlungen im Heiligen Land: Auf dem Hügel hinter Jerusalem

Siedlungen sind das Reizthema des Nahostkonflikts. Assaf Gavron schildert im Roman „Auf fremdem Land“ den Alltag der Bewohner.

Iranisches Schiff aufgebracht: Israel stoppt Raketenlieferung

Auf dem Roten Meer hat Israels Marine ein Boot mit Dutzenden Raketen abgefangen. Einem Militärsprecher zufolge waren sie für militante Palästinenser bestimmt.

Kommentar Netanjahu in den USA: Einseitiger Druck allein reicht nicht

In den USA ist Israels Regierungschef überraschend kritisch empfangen worden. Die Kritik ist richtig, aber auch die Palästinenser tragen Verantwortung.

Netanjahu in den USA: Kühler Empfang

Für US-Präsident Obama ist der „aggressive“ Siedlungsbau Israels ein Hindernis für den Friedensprozess. Und die Zeit für Entscheidungen drängt.

Jerusalem will Muezzinrufe einschränken: „Lärmindex“ für den Morgengruß

Die Stadtverwaltung von Jerusalem will die Lautstärke des Weckgrußes kontrollieren. Ortsvorsteher palästinensischer Stadtviertel reagieren verärgert.

Nahost-Friedensgespräche: Tango zu dritt

Die Friedensverhandlungen in Washington sind zäh: Benjamin Netanjahu bezweifelt die palästinensische Kompromissbereitschaft, und Barack Obama spielt auf Zeit.

Ultraorthodoxe protestieren in Jerusalem: Beten gegen Wehrpflicht

Hunderttausende strengreligiöse Demonstranten haben ganz Jerusalem lahmgelegt. Sie wollen ein neues Gesetz stoppen, das eine allgemeine Wehrpflicht vorsieht.

Merkel besucht Netanjahu: Reise nach Jerusalem

Merkel und ihre Minister treffen die Regierung Netanjahu zu Konsultationen. Eines der Gesprächsthemen am Dienstag wird der Friedensprozess sein.

Israelische Siedler im Westjordanland: Sie kommen nachts

Im Westjordanland werden Palästinenser regelmäßig von Siedlern angegriffen. Das Militär sieht oft nur zu. Ein Besuch in Burin.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz: Eklat bei deutscher Knesset-Rede

Mehrere Abgeordnete verließen den Saal und bezichtigen SPD-Politiker Schulz der Lüge. Der hatte gesagt, dass Palästinensern weniger Wasser zur Verfügung steht.