taz.de -- Politische Skulpturen vom 3D-Drucker: Put in my ass

Ein US-Künstler verleiht politischen Aussagen plastischen Druck und schafft kleine Miniatur-Politiker. Seine neueste Kreation: Ein Putin Butt-Plug.
Bild: Noch nicht einsatzbereit: Putin Butt-Plug.

BERLIN taz | Wladimir Putin ist homophob. Das kann man nicht häufig genug sagen. Man kann gegen ihn auf die Straße gehen, in Talkshows gegen ihn wettern, Russland boykottieren, schlaue Artikel schreiben. Man kann dies aber auch auf humorvolle Weise verbreiten, wie es der US-amerikanische Künstler Fernando Sosa jüngst getan hat. Was könnte den kleinen wütenden Präsidenten mehr stören, als die Tatsache, dass tausende schwuler Männer sich ihn direkt in den Arsch schieben, mag Sosa sich gedacht haben.

Also hat er den Putin Butt-Plug erschaffen. Eine kleines Abbild von Putin in Form eines analen Sex-Spielzeugs. Ende vergangene Woche hat Sosa [1][das Ergebnis auf seinem Blog veröffentlicht]. Für 20,05 US-Dollar kann es sich [2][jeder kaufen]. Doch noch, so warnt der Künstler selbst, ist das Putin Butt-Plug von rein künstlerischem, dekorativem Wert und hat keinerlei praktische Funktion. Denn als Sexspielzeug sollte man die aus Sandstein gefertigte Figur nicht nutzen. Sosa hat aber angekündigt, demnächst auch eine pinke Version Putins aus Silikon fertigen zu lassen.

„Ich wollte Herrn Putin verspotten, also wollte ich eine Voodoo-Puppe aus ihm machen, sodass Menschen mit ihm machen können, was sie wollen“, schreibt Sosa [3][auf seinem Blog]. Sosa bezeichnet sich selbst als „political sculptor“, als Künstler also, der politische Skulpturen erschafft. Seitdem 3D-Druck erschwinglicher und immer weiter verbreitet ist, nutzt er diese Möglichkeit um politischen Aussagen plastischen Druck zu verleihen.

Der Putin Butt-Plug war seine zweite politische Skulptur. Zuvor schuf er eine [4][Miniatur-Version des US-Gouverneurs Chris Christie]. In Anspielung auf dessen Brücken- und Stauskandal erschuf er den republikanischen Politiker mit Stop-Schild, Warnweste und Verkehrshütchen auf dem Kopf. Seine Idee wurde im Netz verbreitet und schaffte es in die Nachrichtensendungen einiger US-Sender.

Für die Anfertigung des Putin-Modells braucht Sosa etwa 40 bis 60 Stunden. Bisher habe sich die Aufmerksamkeit im Netz noch nicht finanziell bemerkbar gemacht, [5][erklärt er gegenüber The Daily Dot], aber das sei „okay, denn meine oberstes Ziel war es, Putin anzupissen, nicht Geld zu machen“.

Sosa nutzt den US-Onlinedienst [6][Shapeways] um seine Figuren herzustellen und zu verkaufen. Shapeways ist eine Art Onlinehändler, der Produkte aus 3D-Druck vertreibt. User können ihre 3D-Modelle dort hochladen und fertigen lassen. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile vergleichbare Anbieter, etwa [7][trinckle].

10 Mar 2014

LINKS

[1] http://politicalsculptor.blogspot.de/2014/03/putin-invading-ukranus-butt-plug-follow.html
[2] http://www.shapeways.com/model/1710410/mr-putin-plug.html?li=more-from-shop&materialId=26
[3] http://politicalsculptor.blogspot.de/2014/02/my-second-political-figure-mr-putin.html
[4] http://politicalsculptor.blogspot.de/2014/02/traffic-blocking-chris-christie.html
[5] http://www.dailydot.com/lol/putin-butt-plug/
[6] http://www.shapeways.com/
[7] http://www.trinckle.com/index.php

AUTOREN

Paul Wrusch

TAGS

Wladimir Putin
Kunst
3-D-Drucker
Homophobie
Chris Christie
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Sex
3-D-Drucker
3-D-Drucker
3-D-Drucker
Wladimir Putin
3-D-Drucker
Gerhard Schröder
Russland
Wladimir Kaminer

ARTIKEL ZUM THEMA

Kolumne Nullen und Einsen: Vibrator mit künstlicher Intelligenz

Auf dem Markt gibt es immer mehr ferngesteuerte Vibratoren. Modelle mit Kamerafunktion wurden allerdings schon gehackt.

Chinesen drucken Luxusvilla: Lego für Erwachsene

Der Firma WinSun ist es gelungen, mit einem 3D-Drucker eine Villa und ein fünfstöckiges Wohnhaus herzustellen. Der Clou: Die Füllmasse besteht aus Bauschutt.

Waffenherstellung in Japan: Knast wegen Knarre aus 3D-Drucker

Ein Japaner hat zwei funktionstüchtige Revolver mit einem 3D-Drucker hergestellt und ein Video darüber verbreitet. Er wurde dafür zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt.

Buch über 3D-Druck-Projekte: Letztlich doch bloß Vasen

Das Bilderbuch „Dinge drucken“ zeigt, was heute mit 3D-Druckern angestellt wird. Vieles, das so entsteht, braucht die Menschheit gar nicht.

Propaganda-Alphabet aus Sibirien: P für Putin

Im sibirischen Irkutsk sollten Kinder mit dem „freundlichen Alphabet“ Vaterlandsliebe lernen. Die Stadtverwaltung hat es inzwischen als „Agitpropaganda“ verboten.

Politologe über industriellen 3-D-Druck: „Die Produktion wird dezentraler“

In Industriezweigen wie der Luftfahrt ist der Einsatz von 3-D-Druckern bereits Alltag. Bald könnten sie die gesamte Arbeitswelt verändern, sagt ILO-Experte David Seligson.

Hinter den Kulissen: Freundschaft mit Putin

Ungeachtet aller internationalen Kritik haben sich Bremer Lokalmatadore insgeheim immer wieder bemüht, den Kreml-Chef an die Weser zu bekommen.

Ex-Kanzler Schröder zum Krim-Konflikt: Der Putinversteher

Gerhard Schröder nennt das Vorgehen Russlands in der Ukraine völkerrechtswidrig. Seinen Freund Putin will er aber nicht verurteilen. Der habe „Einkreisungsängste“.

Kolumne Der Rote Faden: Echte Männer verhandeln nicht

Viele Kommentatoren sind sich einig: Her mit den Sanktionen gegen Wladimir Putin. Selten wurden Verhandlungen so sehr verachtet.

Wladimir Kaminer über seine Heimat: Mein Kampf für die Russen

Freiheit ist ein westlicher Wert, sagen viele Russen, wenn man sie auf die Lage in ihrem Land anspricht. Ihnen sind bezahlbare Wohnungen wichtiger.