taz.de -- Kommentar Fusion von Rüstungsfirmen: Milliardenschwere Panzerung

Die Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter ist aus Firmensicht sehr sinnvoll. Aus politischer Sicht droht eine Dynamik, die besorgniserregend ist.
Bild: Lukrative Fusion: Deutscher Panzer trifft auf französische Kommunikation.

Keine Frage: Aus Sicht der Unternehmen ist die Fusion der Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aus Deutschland und Nexter Systems aus Frankreich sehr sinnvoll. Die Produktpaletten ergänzen sich. Und deutsche Ingenieurkunst à la Kampfpanzer „Leo“ ergänzt sich aufs Geschäftstüchtigste mit französischer Kommunikationsklasse. Spielt doch die Militärmusik immer weniger in den Industriestaaten – selbst die USA verkleinern ihren Rüstungsetat – und umso kraftvoller in der Zweiten, Dritten und Vierten Welt.

Die markigste Antwort vieler herrschender Eliten auf sich sozial spaltende Gesellschaften, religiös grundierten Terror und asymmetrische militärische Herausforderungen ist die milliardenschwere Panzerung der Streitkräfte. Bombensichere Transportfahrzeuge, wie sie KMW und Nexter herstellen, verkaufen sich weltweit so gut wie die Mercedes S-Klasse oder Toyotas Pick-ups. Bislang fehlte es dem bayerischen Unternehmen noch an Kontakten, über die der Staatskonzern der alten Kolonialmacht Frankreich im Überfluss verfügt.

Seinen Teil zur Fusion trug Wirtschaftsminister Gabriel bei. Der SPD-Chef hat eine Beschränkung deutscher Rüstungsexporte angekündigt, die auch Panzer treffen soll. Gewollt oder nicht: Gabriel erhöhte den Konsolidierungsdruck auf Deutschlands erfolgsverwöhnte Rüstungsindustrie.

Politisch wird der Panzerkoloss heikel. Auch der im Kern deutsch-französische Flugzeugbauer Airbus wird durch milliardenschwere Militäraufträge für Jets und Drohnen von der Politik gepuscht und subventioniert. Wie bei Airbus droht auch bei der Panzerholding eine solche Eigendynamik, die nicht nur Friedensbewegte in Sorge versetzen sollte. Ohnehin gehören Frankreich und Deutschland zu den weltweit führenden Rüstungsexporteuren.

2 Jul 2014

AUTOREN

Hermannus Pfeiffer

TAGS

Krauss-Maffei Wegmann
Rüstungsindustrie
Krauss-Maffei Wegmann
Saudi-Arabien
Rüstungsexporte
Drohnen
Drohnen
Krauss-Maffei Wegmann
Panzer
Panzer
Leopard-Panzer
Rüstungspolitik

ARTIKEL ZUM THEMA

Fusion von Panzerschmieden genehmigt: KMW und Nexter dürfen zusammen

Die Bundesregierung hat der Fusion der Firmen Krauss-Maffei Wegmann und Nexter zugestimmt. Entstehen soll ein Waffenkonzern mit 6.000 Angestellten.

Gabriel will weniger Waffen exportieren: Jobs spielen keine Rolle

Arbeitsplätze dürfen kein Argument für Waffenexporte sein, sagt Wirtschaftsminister Gabriel. Die Betriebsräte der Rüstungskonzerne sind enttäuscht.

Streit über Rüstungsexporte: Explosiver Koalitionszoff

Die Union attackiert weiter SPD-Wirtschaftsminister Gabriel, weil er Rüstungsexporte bremsen will. Der wird dennoch von der Opposition gescholten.

Debatte Rüstung: Kampfdrohnen der Zukunft

Bewaffnete Drohnen sind Teil einer radikalen Veränderung des Militärischen. Die meisten Befürworter unterschätzen das dramatisch.

Waffenfähige Drohnen aus Deutschland: Gewerkschafter für mehr Rüstung

Ein weiterer Sprecher der IG-Metall will die europäische Drohne. Auch Betriebsratschefs machen fordern Waffenexporte.

Fusion von Rüstungsfirmen: Panzer made in Europe

Durch die Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter entsteht ein Großhersteller für Panzer. Dessen Zukunft liegt in Schwellenländern.

SPDler unter Bestechungsverdacht: Gut geschmierter Panzerdeal

Es geht um den Verkauf von Panzern an Griechenland. Zwei SPDler sollen dafür fünf Millionen Euro von Krauss-Maffei erhalten haben.

Kriegsgeräte im Museum: Unter Panzern

Ralf Raths möchte das Deutsche Panzermuseum in Munster modernisieren. Im bisherigen Wohlfühl-Refugium sollen Vernichtung und Zwangsarbeit Platz finden.

Rüstungsdeal mit Saudi-Arabien: Leopard-Export fällt aus

Seit 2011 sorgt der von Schwarz-Gelb genehmigte Verkauf von Panzern an Saudi-Arabien für Ärger. Jetzt scheint er an der SPD zu scheitern.

Deutsche Rüstungspolitik: Die Industrie haftet nie

Wenn Ursula von der Leyen die Rüstungsbeschaffung in den Griff bekommen will, müssen die Hersteller auch Risiken übernehmen.