taz.de -- Gaucks Worte an Russland: Riexinger ermahnt den Präsidenten

Joachim Gauck hatte Russland wegen seines Vorgehens in der Ukraine vor einer entsprechenden Reaktion des Westens gewarnt. Der Linken-Chef kritisiert das.
Bild: Fordert mehr Zurückhaltung: Bernd Riexinger.

BERLIN dpa | Linke-Chef Bernd Riexinger hat Bundespräsident Joachim Gauck scharf dafür kritisiert, dass er Moskau im Ukraine-Konflikt eine entschlossene Reaktion des Westens angedroht hat.

„Ich würde mehr Zurückhaltung des Präsidenten auf dem Feld der Außenpolitik schätzen. Es zeugt von wenig historischer Sensibilität, wenn ein deutsches Staatsoberhaupt am Jahrestag des Weltkriegsausbruchs Öl ins Feuer eines europäischen Konflikts gießt“, sagte Riexinger Handelsblatt Online. „Das konterkariert alle Bemühungen um eine Deeskalation des Konflikts in der Ukraine.“

Das Fundament eines friedlichen Europas sei der Ausgleich, der Austausch einseitiger Schuldzuweisungen sei Sprengstoff, betonte Riexinger. „Gerade die Menschen im Osten wissen, dass wir für den Frieden den Ausgleich auch mit Russland brauchen“, fügte der Linke-Chef hinzu. „Diese Passage von Gaucks Rede war ein präsidialer Fehlgriff ersten Ranges.“

Gauck hatte am Montag bei der zentralen polnischen Gedenkfeier zum deutschen Überfall vor 75 Jahren in Danzig gesagt, die Geschichte lehre, dass territoriale Zugeständnisse den Appetit von Aggressoren nur vergrößerten. Er betonte, der Westen werde eine entschlossene Reaktion auf das russische Vorgehen zeigen.

2 Sep 2014

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