taz.de -- Ebola-Tagebuch – Folge 18: Wer koordiniert die Koordinatoren?

Ein Afrikaveteran des Auswärtigen Amtes kehrt zurück – als xter internationaler Ebola-Beauftragter. Mehrere Bundesländer verfügen Abschiebestopps.
Bild: Zurück in Afrika: Walter Lindner, hier als Botschafter in Kenia 2008.

Deutschland hat jetzt einen Koordinator für Ebola-Hilfe. Walter Lindner, deutschen Afrika-Journalisten in guter Erinnerung, wurde zum „Ebola-Beauftragten“ berufen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert Mittwoch in Berlin bekanntgab. Lindner werde dafür sorgen, dass die deutsche Hilfe, egal ob wissenschaftlicher, medizinischer oder humanitärer Art, „in den Ländern maximale Wirkung entfalten kann“.

Wie der 57-jährige Lindner das machen soll, wurde bisher nicht bekannt, aber er hat reichhaltige Erfahrung mit schwierigen Situationen. Er war Sprecher des grünen Außenministers Joschka Fischer und später Afrika-Beauftragter des FDP-Außenministers Guido Westerwelle. Zwischen diesen beiden Ämtern leitete er das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes, davor war er Botschafter in Kenias Hauptstadt Nairobi. Nach dem überraschende Ende seiner Afrika-Amtszeit in Berlin vor zwei Jahren wurde er Botschafter in Venezuela; von dort nach Guinea, Sierra Leone und Liberia ist nicht einmal ein Breitengradwechsel nötig.

Lindner wird sich nun mit den vielen anderen Ebola-Koordinatoren der Welt koordinieren müssen. Die einstige Grippe-Beauftragte des US-Außenministeriums, Nancy Powell, ist seit einer Woche Ebola-Beauftragte der USA. Die Vereinten Nationen haben gleich zwei Ebola-Chefs, beide aus Großbritannien: David Nabarro als „Ebola-Sonderbeauftragter“, Anthony Banbury als Leiter der „UN-Mission für Ebola-Nothilfereaktion“ (Unmeer), die seit zwei Tagen in Ghanas Hauptstadt Accra ein Hauptquartier ihr eigen nennt, in dem noch nichts passiert.

Es gibt ferner eine Ebola-Mission der Afrikanischen Union namens Aseowa (AU-Unterstützung für Ebola-Ausbruch in Westafrika), die vom ugandischen Generalmajor Julius Okotta geleitet wird. Der EU wird sicher auch noch ein Grund einfallen, eine koordinierende Rolle übernehmen zu müssen.

Derweil geht Deutschland noch einen mutigen Schritt weiter. Ein Verzicht auf Abschiebungen ausreisepflichtiger Ausländer in die betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone sei „angemessen“, sagte das Bundesinnenministerium. Hamburg, Niedersachsen und zuletzt Rheinland-Pfalz hatten Abschiebestopps verfügt – Rheinland-Pfalz mit dem Hinweis, man habe sowieso keine Abschiebehäftlinge aus diesen Ländern.

Baden-Württemberg, das einzige Land mit einem grünen Ministerpräsidenten, erklärte hingegen: „Die Situation in diesen Ländern rechtfertigt nicht die Anordnung eines Abschiebungsstopps.“ Da muss wohl Walter Lindner helfen.

2 Oct 2014

AUTOREN

Dominic Johnson

TAGS

Ebola
Ebola-Tagebuch
Ebola
Ebola
Spanien
Ebola-Tagebuch
Ebola
Ebola
Ebola
Guinea
Ebola-Tagebuch
Ebola
Liberia
Nigeria

ARTIKEL ZUM THEMA

Ebola-Tagebuch – Folge 24: „It’s good to be back“

Der neu ernannte Ebola-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, der ehemalige Afrika-Beauftragte Walter Lindner, hat sein Amt aufgenommen.

Ebola-Tagebuch – Folge 22: Ebola erreicht Europa

In Spanien hat sich erstmals eine Person an einer anderen angesteckt. Die Kürzungen im Gesundheitswesen spielten dabei eine Rolle.

Ebola-Tagebuch - Folge 21: Erst Ebola, dann Marburg

Ebola breitet sich weiter rasant aus. Jetzt schlägt auch noch das mit Ebola verwandte Marburg-Virus in seinem Ursprungsland Uganda wieder zu.

Ebola-Tagebuch - Folge 20: „Das Virus ist schneller als wir“

Die Todeszahlen steigen schneller, die Hilfe hält mit der Epidemie nicht Schritt. Das liegt auch an den betroffenen Regierungen und der Bürokratie.

Ebola-Tagebuch - Folge 19: Mit Antibiotika nach Hause geschickt

Erstmals erkrankt in den USA ein Mann an Ebola. Er steckte sich in Liberia an. Die Gesundheitsbehörden sind offensichtlich vollkommen überfordert.

Patient in Frankfurter Klinik: Ebola-Erkrankter ist Arzt aus Uganda

Der Mann hatte sich in Sierra Leone angesteckt und wird auf der Isolierstation der Universitätsklinik behandelt. In Liberia ist ein Kameramann eines US-Senders erkrankt.

Ebola-Tagebuch – Folge 17: Als die Aufklärer nach Womey kamen

In Guineas „Waldregion“, wo die Ebola-Epidemie begann, verursacht sie Spannungen. Dabei gibt es auch Todesopfer unter Ärzten und Helfern.

Ebola-Tagebuch – Folge 16: Die Luftbrücke steht

Das UN-Welternährungsprogramm nutzt die neue UN-Ebola-Luftbrücke aus Senegal. Sonst fliegt fast noch niemand.

Gesundheitspolitik in Afrika: Die koloniale Falle

Das Ziel der kolonialen Tropenmedizin in Afrika war nie das Wohlergehen von Menschen - sondern die Ausrottung von Seuchen.

Ebola-Tagebuch - Folge 15: Tod im Ministerium

Ein Mitarbeiter der höchsten Gesundheitsbeamtin Liberias stirbt an Ebola. Es ist nicht der erste Regierungsangestellte, der der Seuche zum Opfer fällt.

Ebola-Tagebuch – Folge 14: Ebola weg, alles gut?

In Nigeria wird der Sieg über Ebola verkündet, selbst die Schulen sollen wieder öffnen. Aber nicht alle trauen der guten Nachricht.