taz.de -- Prozess um Thomas Middelhoff: Schluss mit lustig

Der ehemalige Arcandor-Chef wurde zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren ohne Bewährung verurteilt. Gegen ihn wurde ein Haftbefehl wegen Fluchtgefahr erlassen.
Bild: Alles Gute kommt von oben: Ob der liebe Gott ihm wohl noch helfen kann?

ESSEN rtr/afp/dpa | Der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff ist vom Essener Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren ohne Bewährung verurteilt worden. Middelhoff habe sich in 27 Fällen der Untreue und in drei Fällen der Steuerhinterziehung schuldig gemacht, sagte Richter Jörg Schmitt am Freitag. Das Gericht sehe derzeit Fluchtgefahr bei dem früheren Top-Manager, sagte der Vorsitzende Richter Jörg Schmitt und erließ einen Haftbefehl gegen ihn.

Middelhoff nahm das Urteil mit versteinerter Miene zur Kenntnis. Es ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Mit dem überraschend harten Urteil blieb das Gericht nur geringfügig unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Sie hatte für den Manager eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten gefordert.

Die Anklagebehörde hatte Middelhoff vorgeworfen, den damals krisengeschüttelten Arcandor-Konzern in den Jahren zwischen 2005 und 2009 zu Unrecht mit ganz oder teilweise privat veranlassten Kosten in Höhe von mehr als 800 000 Euro belastet zu haben. Er soll private Flüge und die Kosten einer Festschrift für einen Mentor über das Unternehmen abgerechnet haben. Middelhoffs Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert.

Arcandor war 2009 mitsamt seiner Tochterfirmen wie Karstadt und Quelle in die Pleite gerutscht. Middelhoff hatte seinen Posten einige Monate zuvor aufgegeben.

14 Nov 2014

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