taz.de -- Massenvergewaltigungen im Sudan: Regierung verbietet UN-Ermittlungen

Haben sudanesische Streitkräfte in einem Dorf 200 Mädchen und Frauen vergwaltigt? UN und Afrikanische Union wollen das Dorf besuchen – und dürfen nicht.
Bild: Mädchen auf einem Feld in Süddarfur (Archivbild). Die Vorwürfe gegen die Armee wiegen schwer.

KHARTUM afp | Nach Berichten über Massenvergewaltigungen durch sudanesische Soldaten in einem Dorf in der Krisenregion Darfur hat das sudanesische Außenministerium der UN neue Vor-Ort-Ermittlungen verboten. Das gab ein Ministeriumssprecher in Khartum bekannt.

Eine sudanesische Nachrichten-Website hatte Anfang November berichtet, Soldaten hätten am 31. Oktober im Dorf Tabit 200 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Es habe sich offenbar um eine Vergeltungsaktion gehandelt, nachdem ein Soldat dort verschwunden sei.

Vertreter der gemeinsamen Darfur-Mission der Vereinten Nationen und der Afrikanischer Union (Unamid) wollten das Dorf erstmals am 4. November aufsuchen, erhielten aber keine Erlaubnis. Fünf Tage später durften sie in die Ortschaft. Zwar fanden sie keine „Beweise“ für Massenvergewaltigungen, klagten in einem vertraulichen Bericht aber, die Anwohner seien von den Streitkräften eingeschüchtert worden. Unamid wollte deswegen erneut vor Ort nach Spuren des Verbrechens suchen.

Ein Sprecher des Außenministeriums sagte dazu nun: „Die sudanesische Regierung hat beschlossen, eine neue Visite in dem Dorf nicht zu genehmigen.“ Die Vorwürfe der Massenvergewaltigung hätten die Bevölkerung in der Region wütend gemacht und die Spannungen steigen lassen, hieß es zur Begründung. Die Unamid-Mitarbeiter seien womöglich in Gefahr, wenn sie erneut vor Ort auftauchten. Von der Friedensmission selbst gab es zunächst keine Stellungnahme.

17 Nov 2014

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